Beethoven und seine Spezln von der Spree

Die Akademie für Alte Musik Berlin beendet ihre Konzert-Trias im Prinzregententheater
Christa sigg |
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Mei, ist dieses Preußen weit weg – aus bayerischer Sicht. Dazu scheint Wien nicht nur geographisch, sondern genauso dem weißblauen Lebensgefühl näher zu sein. Womöglich zelebriert man den guten alten Beethoven auch deshalb viel lieber in der Folge Haydn-Mozart... Dabei wartet just Berlin mit höchst interessanten Zeitgenossen auf. Und die Akademie für Alte Musik Berlin tut alles, um ihre Landsleute ins bestmögliche Licht zu treiben.

Die vornehme wie sentimentreiche G-Dur-Sinfonia des Johann Friedrich Reichardt, seines Zeichens Hofkapellmeister des überaus kunstsinnigen Friedrich II., kam rasanter und reizvoller daher, als das bei einem Ensemble mit durchschnittlicher Einsatzfreude je der Fall wäre. Erst recht schlugen die Auszüge aus der „Arlequin”-Ballettmusik des Gluck-begeisterten E.T.A. Hoffmann wunderbar theatralische Funken. Und Marcus Creed musste gar nicht viel tun, um seine Truppe auf Trab, ach was, im Galopp zu halten. Man spielt auf Kante, dass es nur so staubt – und gewinnt. Kleine Intonations-Malaisen fallen eh nicht ins Gewicht.

Schade nur, dass so wenige Münchner Lust auf Beethovens Spree-Kollegen hatten, zumal mit Christine Schornsheim auch noch die famose Cembalo- und Hammerklavier-Professorin der hiesigen Hochschule an den Tasten saß und in Johann Gottlieb Naumanns Klavierkonzert B-Dur allzu Zartes aus dem Tangentenflügel klöppelte. Feiner, ätherischer geht’s nicht. Dafür nahm sich die Akademie sensibel zurück. Wohlwissend, dass sie sich gleich im Anschluss mit der humorvollen Piano-Amazone (nun am Hammerflügel) beim Rondeau des Preußenprinzen Louis Ferdinand fast eine Persiflage auf die schnell enervierende Wiederholung des Hauptthemas erlauben konnte.

Doch so frisch und fetzig die eher Unbekannten ins Ohr gingen – am Ende trumpfte dann doch der Jung-Titan auf: So leidenschaftlich, pointiert trocken, knarzig und empfindsam könnte Beethovens erste Sinfonie bei der Uraufführung 1800 geklungen haben, in einer Zeit, als C-Dur für diesen Mann noch echte Freude war. So wie die Berliner fürs Prinze-Publikum. 

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