Interview

Bach trifft Vintage Keyboards: Ein ungewöhnliches Weihnachtsoratorium

Das Ensemble Resonanz gastiert mit einer Kammerversion des Weihnachtsoratoriums im Prinzregententheater
Robert Braunmüller
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Michael Petermann mit seinen Vintage Keyboards in der Aufführung von Bachs "Weihnachtsoratorium" mit dem Ensemble Resonanz.
Gerhard Kühne 3 Michael Petermann mit seinen Vintage Keyboards in der Aufführung von Bachs "Weihnachtsoratorium" mit dem Ensemble Resonanz.
Michael Petermann mit seinen Vintage Keyboards in der Aufführung von Bachs "Weihnachtsoratorium" mit dem Ensemble Resonanz.
Gerhard Kühne 3 Michael Petermann mit seinen Vintage Keyboards in der Aufführung von Bachs "Weihnachtsoratorium" mit dem Ensemble Resonanz.
Juditha Haeberlin wurde 1969 in Göttingen geboren. Sie wuchs in Hamburg auf und studierte Geige in Hannover und Den Haag. Seit 1998 spielt sie als Konzertmeisterin beim Ensemble Resonanz.
Gerhard Kühne 3 Juditha Haeberlin wurde 1969 in Göttingen geboren. Sie wuchs in Hamburg auf und studierte Geige in Hannover und Den Haag. Seit 1998 spielt sie als Konzertmeisterin beim Ensemble Resonanz.

"Mit Freunden, Adventskranz und neuen Klangfarben im Continuo", so beschreibt das Ensemble Resonanz seine Version von Johann Sebastian Bachs "Weihnachtsoratorium". Am zweiten Advent gastiert das Kammerorchester aus Hamburg im Prinzregententheater.

AZ: Frau Haeberlin, die Weihnachtszeit ist für Musiker eine stressige Hochsaison. Hassen Sie das Fest womöglich sogar?

JUDITHA HAEBERLIN: Im Gegenteil. Aber ich habe es geschafft, Weihnachten für mich so zu feiern, dass es nie stressig wird: mit vielen Freunden und in der Natur. Daher finde ich Weihnachten großartig.

Davor sind Sie noch mit dem Weihnachtsoratorium unterwegs.

Das ist der Beruf. Wir nehmen für die Aufführung sozusagen unser eigenes Wohnzimmer mit und schaffen eine gewisse Heimeligkeit. Wir sind seit 2014 zwischen Belgien und Blaibach unterwegs.

Das "Weihnachtsoratorium" besteht aus sechs Kantaten, die zusammen drei Stunden dauern. Wie viel bleibt in der Version des Ensemble Resonanz davon übrig?

Wir orientieren uns an der Situation von Hausmusik, wenn etwa ein Gitarrist oder ein Trompeter anwesend sind und man gemeinsam überlegt, was geht. So ist unsere Version entstanden - ein Mix aus allen sechs Kantaten.

Auf der Homepage fällt der Begriff "Urbane Kammermusik". Was verstehen Sie darunter?

Wir haben in Hamburg eine Konzertreihe, die sich "Urban Strings" nennt und die ich neben meiner Arbeit als Geigerin dramaturgisch betreue. Wir spielen sie in unserem Resonanz-Raum in einem Hochbunker in St. Pauli neben dem Fußballstadion. Außerdem sind wir das Residenz-Ensemble des kleinen Saals der Elbphilharmonie, den wir auch eröffnet haben.

Ihr Ensemble ist - auch vom Repertoire her - mit dem Münchener Kammerorchester vergleichbar.

Wir sind ein Streicher-Ensemble, das sich bei Bedarf durch Bläser und Schlagzeuger erweitert. Mit unserem Chefdirigenten Riccardo Minasi haben wir kürzlich die drei letzten Mozart-Symphonien aufgenommen, unser Repertoire reicht aber von der Renaissance bis zur Gegenwart. Dabei suchen wir nach dem Neuen im Alten und dem Alten im Neuen.

Auf Fotos sehe ich einen Adventskranz auf der Bühne. Ein Hauch von Stubenmusik?

Ich dachte eher an einen Spaziergang durch die Stadt an Weihnachten, wenn man hinter den Fenstern die Menschen feiern und gemeinsam musizieren sieht. Das hat etwas Heimeliges, aber ich sehe da keinen Widerspruch zur Idee urbaner Kammermusik.

Einerseits steht auf der Homepage, dass die Version Bachs Partitur unangetastet lässt. Gleichzeitig sind aber Musiker für E-Gitarre und "Vintage Keyboards" dabei.

Wir spielen nur Melodien und Harmonien, die Bach komponiert hat. Da greifen wir nicht ein. Aber wird verwenden teilweise andere Instrumente, darunter ältere Hammond-Orgeln und Synthesizer. Das ist ein ganzer Turm.

Das könnte Bach-Dogmatiker verstimmen.

Wir haben noch nie böse Briefe deswegen bekommen. Auch konservative Bach-Hörer sind beseelt nach Hause gegangen. Außerdem gibt es eine alte Tradition, Bach zu bearbeiten. Und seine Musik kann auch richtig rocken und hat sehr viel Rhythmus in sich. Das gilt es herauszuholen und sich daran zu freuen.

Prinzregententheater, Sonntag, 10. Dezember, 20 Uhr, Karten unter 93 60 93 und bei Münchenticket

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