Kritik

AZ-Kritik zum Cro Konzert in München: Maskenmann macht Musik

Mit Geheimniskrämerei zum Mega-Erfolg. Der Rapper Cro zeigt sich nie ohne Maske. Auch beim Konzert in der Olympiahalle bekommen die Fans sein Gesicht nicht zu sehen. Dafür gibt es die Hits in einem ganz eigenen Musik-Stil.
von  Christoph Streicher
Cro Konzert in München: Der Sänger zeigt sich nie ohne Maske
Cro Konzert in München: Der Sänger zeigt sich nie ohne Maske © Jens Niering

München – Es gibt Musikstars, die ihr halbes Leben im Internet darstellen. Typ: mein Haus, mein Auto, mein Boot. Dann gibt es noch diesen einen Star, der mit Panda-Maske oder futuristischem Helm in der Öffentlichkeit auftaucht und noch nie sein Gesicht gezeigt hat. Erfolgreich ist Cro mit dieser Geheimniskrämerei auf jeden Fall.

Es gab ohrenbetäubenden Kreisch-Alarm in der Olympiahalle zu sommerseichten Hits wie "Easy" oder "Unendlichkeit". Die AZ war beim Cro Konzert in München dabei und hat hinter die Maskerade geschaut.

Cro Konzert in München: Dem Star ist seine Privatsphäre heilig

Im Gegensatz zu Sido, dem anderen berühmten Maskenmann im Deutschrap, blieb Carlo Waibel, so der echte Name, seiner Linie treu. Er setzte die Gesichtsbedeckung auch nach über zehn Jahren im Showgeschäft noch nie ab. Die zumeist weiblichen Fans in der Olympiahalle versuchten mit Smartphone-Kameras und taktischen Platzwechseln in den ersten Reihen trotzdem einen Blick auf das ganze Gesicht zu erhaschen.

Sie warfen Smartphones auf die Bühne für das ganz nahe Selfie. Unmöglich, dem Künstler ist seine Privatsphäre heilig, die Maske saß fest. Immerhin: Hinter der Bühne schwor er sich, verborgen von den Blicken, mit seiner Band ohne Tarnung, mit lauten "München" Rufen auf den letzten Halt der Tour ein. 

Die Fans in den ersten Reihen hoffen auf ein Blick hinter die Maske von Cro in München
Die Fans in den ersten Reihen hoffen auf ein Blick hinter die Maske von Cro in München © Jens Niering

Cro in München hat einen ganz eigenen Stil: Raop

Genug vom Personenkult. Der geheimnisvolle Star füllte die Arena primär wegen seiner Hits. Seinen Stil nennt er "Raop", eine Mischung aus Rap und Pop. Der größte Hit "Easy" dudelte in diesem Genre einer ganzen Generation im Jahr 2012 im Kopf herum. In seinen Texten geht es selten um Gewalt oder Macht, sondern eher um Freundschaft, Liebe und ein entspanntes Leben.

Cro spricht in München nur die weiblichen Fans an

Meist steht in den Songs ein von ihm besungenes "Babe" im Mittelpunkt. Das sieht mal gut aus ("Glücklich"), ist süß ("so bad") oder sorgt für Liebeskummer ("Bad Chick") beim Hauptdarsteller. Er sprach das Münchner Publikum mit "Sind Mädchen hier?" an oder lässt nur die weiblichen Fans singen. Auf die Bühne holte er ebenfalls nur Frauen, die auf einer riesigen Hüpfburg oder einem Trampolin springen durften. Der Halle gefiel es, aber zeitgemäß geht wahrscheinlich anders.

Cro ist catchy, biederte sich aber nie an. Nachdem ein Lied verklungen war, hatte man den Sound und vor allem den oft inhaltsleeren Text à la "Wo eine Villa ist, ist auch eine Weg" im Song "Blessed" schon wieder vergessen.

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Im Teletubby-Land beim Cro Konzert in München

Auch das Bühnenbild gab diese Leichtigkeit aus den Texten wieder. Da wuchsen grüne Grashügel aus dem Boden. Riesige Blumen mit grinsenden Gesichtern standen im Hintergrund und das DJ-Pult von Musik-Kumpel Psaiko.Dino hatte die Form eines Gasgrills.

Seifenblasen flogen, Feuer-Fontänen spuckten und Cro steppte im orangen Strafgefangenen-Outfit über ein eingebautes Laufband. Ein Gute-Laune-Ausflug ins Teletubby-Land. Untermalt mit den souligen Beats bei "Traum" oder Vollgas-Power bei "Meine Gang".

Masken-Mann in der "Cro-lympiahalle" mit alten Hits

Er eröffnete den Abend mit dem kurz angespielten zwölf Jahre alten Hit "Hi Kids". Bei "Ich liebe …" holte er erst den Gröbenzeller Rapper Badchieff auf die Bühne und setzte sich dann an ein Wur­lit­zer E-Piano, um den 80er-Jahre-Effekt in den Songs einzubauen. Nicht nur seine fluoreszierende Maske erinnerte ein wenig an das französische DJ-Duo Daft Punk. Auch in einigen Liedern blitzte an diesem Abend der elektronische, funky Sound durch.

Den größten Mitgrölfaktor in der kreisch-vollen "Cro-lympiahalle" gab es dann sicher beim Refrain von "Einmal um die Welt". Bei Preisen von 100 Euro für einen Hoodie im Fanshop hinter der Tribüne wirkten die Zeilen: "Baby, bitte mach dir nie mehr Sorgen um Geld" als eine Farce. Einer hier musste sich wohl wirklich keine Sorgen mehr ums liebe Geld machen …

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