AZ-Interview: Haindlings "kreative Faulheit"

Hans-Jürgen Buchner wird 70 – in der AZ spricht er über das Faulsein und seine Inspiration.
Elena Koene |
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Er spielt viele Instrumente, kann aber keine Noten lesen: Hans-Jürgen Buchner von „Haindling“. Am Samstag wird der Musiker 70 Jahre alt.

AZ: Sie sagen in der kürzlich erschienenen Filmbiografie: „Für mich gibt es nichts Schöneres als nichts zu tun – ich kann wunderbar faul sein.“ Wie faul sind Sie inzwischen?

HAINDLING: Inzwischen bin ich so weit, dass ich mir das aussuchen kann, was ich mache. Früher habe ich wahnsinnig viel Filmmusik komponiert. So hätte ich zum Beispiel kürzlich was zu einem Film über Hexenverfolgung in Bamberg machen sollen. Mir ist schon was Interessantes dazu eingefallen, aber die Bilder waren so furchtbar, und ich wollte mir einen Monat lang das Geschrei in meinem Studio nicht antun.

Wie verbringen Sie Ihre Zeit denn sonst?

Mit Nichtstun. Das heißt für mich, morgens nichts vorzuhaben. Ich mache dann schon meist Musik. Aber nicht mit dem Hintergrund, jetzt unbedingt ein Lied daraus machen zu müssen mit drei Minuten Länge und mit Refrain und allem. Ich nehme schon auch auf, aber nur Skizzen.

Planen Sie ein neues Album?

Aber klar. Ich habe ja so viel Material – über vier Stunden und lauter Blöcke mit Text voll. Aber das muss ich erst mal sortieren, und das schiebe ich immer raus. Das ist die Faulheit.

Na, andere nennen diese Zeit einen kreativen Prozess...

Dann ist es halt die kreative Faulheit.

Sie haben seit über 30 Jahren einen unverwechselbaren Sound. Wie kann man sich den so lange bewahren, ohne immer das Gleiche zu machen?

Ich lasse mich natürlich schon inspirieren und höre andere Musik. Auf Konzerte gehe ich allerdings kaum.

Warum denn nicht?

Na, da müsste ich immer bis nach München fahren, und das ist mir zu weit. Ich höre mir lieber Radiosender an, die Musik bringen, die man noch nicht kennt. Und wenn da was dabei ist, das mich inspiriert, dann gehe ich sofort in mein Studio und mach mit anderen Trommeln und anderen Instrumenten erst etwas Ähnliches, und meist kommt dann doch was ganz Anderes dabei raus.

Sie spielen ja unglaublich viele Instrumente - wann haben Sie gelernt, diese zu spielen?

Ich hatte ab dem 4. Lebensjahr bis ich zwölf war Klavierunterricht. Danach hab ich mit Jazz weiter gemacht und nie mehr nach Noten gespielt. Ich kann Noten auch schon lange nicht mehr lesen. Die Blasinstrumente kann ich deswegen, weil mein Vater mir als Belohnung für eine gute Französischnote eine Trompete geschenkt hat. Die Griffe hat mir ein Abiturient gezeigt, und ich hab schon nach drei Tagen so gespielt, dass dem nur noch die Kinnlade runtergefallen ist. Vieles probiere ich einfach aus.

Finden Sie es schade, dass Sie manchmal nur auf den Gassenhauer "Bayern", mit der Wirtshauszeile "Bayern, des samma mir" reduziert werden?

Ja klar. Ich fände es schon schön, wenn mehr Menschen auch meine anderen Lieder kennen würden.

Sie sagen aber selbst: "In Norddeutschland muss ich nicht unbedingt spielen." Da wird es schwierig mit dem bekannter werden.

Ach, ich will doch nicht bekannter werden, da hab ich nur mehr Arbeit. Und dann muss ich noch mehr fahren, und ich bin nicht gerne auf der Autobahn unterwegs. Bayern, Österreich oder ab und zu mal die Schweiz reichen mir.

Wenn Sie auf Ihre Karriere zurückblicken, auf was sind Sie da besonders stolz?

Dass ich immer meinem Glück nachgegangen bin. Ich habe mich nie bewusst für einen Karriereweg entschieden, sondern es ist alles so gekommen. Ich bin nie jemandem hinterher gerannt und hab gesagt, Mensch, ich würde gerne Filmmusik für dich machen – und doch ist es so gekommen. Und ich wollte früher auch nie Schallplatten rausbringen, und doch ist es so gekommen.

Sie tragen bei jedem Auftritt ein T-Shirt mit dem gleichen Männchen vorne drauf. Was hat es damit auf sich?

Meine Frau hat dieses Haindling-Zeichen entworfen. Ich habe da über 40 T-Shirts. Warum soll ich Marco Polo tragen, wenn ich Haindling tragen kann?

Sie werden heute 70 Jahre alt. Wird das groß gefeiert?

Nein. Ich komme mir seit Jahren wie 28 vor, aber langsam merke ich, dass der Dreißiger kommt. Ich feiere Geburtstage nicht gerne, und diesmal seil’ ich mich ab. Nicht, dass am Ende noch der Bürgermeister und der Landrat vorbeikommen.

Seit 4. Dezember läuft die Filmbiografie „Haindling – und überhaupt’s“ im Kino.

 

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