Anna Prohaska - Nymphe, Püppchen, Zauberwesen

Die Sopranistin Anna Prohaska bezirzt im Prinzregententheater mit Händel und Purcell  
Christa Sigg |
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Die Sopranistin Anna Prohaska bezirzt im Prinzregententheater mit Händel und Purcell.

Dass sie eben noch kokette Verführerin war, Nymphe, Zauberfee, die mit einem Augenaufschlag wackerste Helden zur Strecke bringt? Vergessen. Fast. Wenn der Beifall auf Anna Prohaska niederprasselt, dann ist sie plötzlich ein kleines Mädchen, schüchtern, scheu, „a liabs Pupperl“, wie es eine gerührte ältere Dame bemerkt. Drei Verbeugungen später beschwört die 29-Jährige schon wieder grausame Furien („Furie terribili“) – als Magierin in Händels „Rinaldo“. Und vielleicht ist es gerade dieses Changieren zwischen Echt und Manier, mit dem die Prohaska ihr Publikum so betört.

Nach ihrem schillernden Staatsoperndebüt in Jörg Widmanns „Babylon“ war sie nun solo zu erleben, unterstützt von der einfühlsam agierenden Originalklang-Entourage Arcangelo des Jonathan Cohen. Gestalten aus dem Zauberwald („Enchanted Forest“) räkelten sich durchs Programm, also Daphne, Calisto, die erwähnte Armida oder die Nacht aus Purcells „Sommernachtstraum“-Kommentar „The Fairy Queen“, der zwischendurch auch um Händels Arien den instrumentalen Rahmen formen durfte.

Und es braucht nicht viel bei dieser Sängerin: Ein sehnsuchtsvoller Blick, ein Lächeln ins Ungewisse genügen, Elfenhaftes zum Leben zu erwecken, die Töne fließen eh wie von selbst. Doch man sollte sich nicht täuschen, Prohaskas delikater Sirenengesang fußt auf einer exquisiten Technik, die ihren lyrisch-zarten Sopran perfekt zur Geltung bringt. Wohllaut dominiert noch die höchsten Koloraturen, bar jeglichen Forcements.

Fast übermütig windet sich die „freiheitsliebende Seele“ durch Händels Glücks-Girlanden („Felicissima“ aus „Apollo e Dafne“) in immer neuen Farben. Genauso tief trauert das tränenumspülte Herz – noch aus den subtilsten Details blühen Schmerz und quälende Verzweiflung. Dafür haben Armidas grausame Furien Plastikzoo-Format, und selbst Vivaldis „Fida ninfa“ könnte mehr Feuer vertragen. Aber da hilft womöglich die Szene. Oder ein Orchester, das diese zierliche Circe eine Spur mehr triezt.

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