Anna Netrebko und die Ukraine: Zwischen allen Stühlen

Anna Netrebko hat sich vom russischen Präsidenten Wladimir Putin distanziert und erntet von vielen Seiten Kritik.
Robert Braunmüller
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Die unpolitische Anna Netrebko überreichte 2014 dem Parlamentspräsidenten der selbsternannten Volksrepubliken im Donbass einen Spendenscheck über eine Million Rubel (umgerechnet 15 500 Euro) zur Unterstützung eines Opernhauses. Auf anderen Fotos posierte sie auch mit einer Fahne der Separatisten.
Die unpolitische Anna Netrebko überreichte 2014 dem Parlamentspräsidenten der selbsternannten Volksrepubliken im Donbass einen Spendenscheck über eine Million Rubel (umgerechnet 15 500 Euro) zur Unterstützung eines Opernhauses. Auf anderen Fotos posierte sie auch mit einer Fahne der Separatisten. © EPA/Stringer

In Russland bekommt Anna Netrebko vorerst nicht viel Verständnis für ihre Distanzierung vom Angriffskrieg auf die Ukraine.

Über den Berliner Medienanwalt Christian Schertz hatte die Sopranistin diese Woche eine Erklärung verbreitet, in der es hieß, sie habe Putin nur "eine Handvoll Mal" getroffen, hauptsächlich bei Ehrungen. "Ich verurteile den Krieg gegen die Ukraine ausdrücklich, und meine Gedanken sind bei den Opfern dieses Krieges und ihren Familien."

"Prawda": Netrebko erweist sich als "schwache Frau"

Mit ihrer Erklärung habe sie sich als "schwache Frau" erwiesen, so die "Prawda", und ihr "Wohlbefinden" über ihre Nationalität gestellt. Noch deutlich wird das Theater von Nowosibirsk, wo sie am 2. Juni bei einer Gala auftreten wollte. "Heute ist nicht die Zeit, Prinzipien zugunsten komfortablerer Lebensbedingungen zu opfern", heißt es in einer Erklärung unter Anspielung auf die österreichischen Zweit-Staatsbürgerschaft der Sängerin.

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Das Theater hat das Konzert mittlerweile abgesagt. "Wir sind sicher, dass die Wahrheit auf unserer Seite ist", heißt es in einer Erklärung. "Wir sollten keine Angst haben, dass es Kulturschaffende gibt, die ihre Heimat verlassen. Unser Land ist reich an Talenten, und Idole von gestern werden durch andere mit einer klaren staatsbürgerlichen Haltung ersetzt."

Kultursenator Brosda: "Da verkauft man das eigene Publikum für dumm"

Auch im Westen hält die Kritik an der Künstlerin an. Die New Yorker Metropolitan Opera verzichtet weiterhin auf ihre Mitwirkung. Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda hält die Distanzierung der Sopranistin für nicht glaubwürdig. Erst lasse sie sich mit dem ostukrainischen Separatistenführer Oleg Zarjow samt "Neurusslandfahne" fotografieren, dann feiere sie ihren 50. Geburtstag im Kreml.

"Das machen und dann jetzt über den Anwalt behaupten lassen, man sei nicht politisch? Da verkauft man das eigene Publikum für dumm", sagte Brosda dem "Hamburger Abendblatts". Wer Nähe gezeigt habe, müsse sich glaubwürdig verhalten, forderte der SPD-Politiker und Präsident des Deutschen Bühnenvereins.

Entsprechend sehe er den für September geplanten Nachholtermin für ein Netrebko-Konzert in der Elbphilharmonie kritisch. "Wenn Künstler oder Künstlerinnen eine Nähe zum System Putin haben oder durch diese Nähe Privilegien genossen haben und nicht in der Lage sind, sich vernünftig dazu zu verhalten, besteht keine Grundlage für weitere Zusammenarbeit", sagte Brosda. Das betreffe auch Netrebko.

"Und wenn man bedenkt, dass jemand wie Valery Gergiev die Annexion der Krim feierte, in Syrien vor russischen Soldaten und mit einem zugeschalteten Putin ein Konzert gegeben hat und heute eiskalt schweigt, ist auch die Entscheidung, seinen Münchner Vertrag einseitig aufzukündigen, richtig gewesen."

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