Andrew Parrott dirigiert Bach

Festspiele Herrenchiemsee: Andrew Parrott dirigiert Kantaten von Bach im Münster Frauenchiemsee Musik bedeutet bei den Festspielen He
Robert Braunmüller |
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Andrew Parrott bei einer Probe im Münster von Frauenchiemsee.
Jakob Steiner Andrew Parrott bei einer Probe im Münster von Frauenchiemsee.

Festspiele Herrenchiemsee: Andrew Parrott dirigiert Kantaten von Bach im Münster Frauenchiemsee

Musik bedeutet bei den Festspielen Herrenchiemsee viel. Aber nicht alles. Da ist die entschleunigende Überfahrt mit dem Schiff zu den Inseln. Das Eröffnungskonzert im Münster von Frauenchiemsee war wieder pünktlich zum Sonnenuntergang beendet. Und dann geht es per Schiff in der Dämmerung wieder zurück in den Alltag.

Enoch zu Guttenberg, der Gründer und Erfinder des Festivals, starb Mitte Juni überraschend im Alter von 71 Jahren. Ob das vom Freistaat finanziell stark geförderte Festival weitergeführt wird, ist ebensowenig sicher wie die Zukunft der von Guttenberg gegründeten Chorgemeinschaft Neubeuern und des Orchesters der Klangverwaltung.

Das Eröffnungskonzert auf Frauenchiemsee übernahm der britische Dirigent und Musikwissenschaftler Andrew Parrott. Er leitete die Kantaten „Es erhub sich ein Streit“, „Aus der Tiefen rufe ich, Herr, zu dir“ und „Ich hatte viel Bekümmernis“ von Johann Sebastian Bach.

Dreimal mit Choralbearbeitung

Solche Musik passt akustisch und von der Stimmung her in die etwas urtümliche romanisch-gotische Kirche mit ihrer Barockausstattung. Für den Kenner brachte das noch von Guttenberg zusammengestellte Programm drei Werke mit sehr unterschiedlichen Formen von Choralbearbeitungen zusammen.

Parrott ist eigentlich ein Bach-Extremist: Er vertritt in seinen Büchern und Aufnahmen die These, Bach habe seine Kantaten nur mit einem solistisch besetzten Klein-Orchester und einem Vokalquartett aufgeführt. In der mittleren Kantate BWV 131 - einem Frühwerk - experimentierte der Brite damit, ohne völlig auf die Mitwirkung des Kammerchors der Klangverwaltung zu verzichten.

Rein musikalisch blieb der Abend lauwarm. Der kompromissbehaftete Mittelweg historisch informierten Musizierens der Klangverwaltung auf modernen Instrumenten fiel trotz eines exzellenten Solo-Oboisten stärker auf als in Aufführungen unter dem Festival-Gründer. Und leider passten die Solo-Stimmen von Sibylla Rubens (Sopran), Wallis Giunta (Alt), Daniel Johannsen (Tenor) und Thomas Laske (Bass) weder stilistisch noch von der Färbung wirklich zusammen.

Ungewisse Zukunft

Was wird die Zukunft bringen? Konzerte gab es auf den beiden Inseln auch schon vor Guttenberg. Aber er bespielte den Ort fantasievoller als seine Vorgänger. Es ist allerdings schwierig, einen stimmungsvollen Ort wie das Münster Frauenchiemsee hochkarätig und zugleich ökonomisch sinnvoll zu bespielen.

Ein Ende des Festivals wäre ein Verlust für die Region. Das dürfte auch die staatliche Schlösserverwaltung wissen. Ob allerdings die von Guttenberg gegründete und auf ihn eingeschworene Chorgemeinschaft Neubeuern ohne ihn bestehen kann? Einen Nachfolger von Format, der sich ihn ähnlicher Form auch finanziell engagiert, wird es nicht geben. Da mag ein harter Schnitt sinnvoller sein als eine lange, quälende Agonie.

Festspiele Herrenchiemsee, noch bis 29. Juli, Veranstaltungen überwiegend im Schloss auf der Herreninsel. Infos zu Restkarten unter www.herrenchiemsee-festspiele.de

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