András Schiff und die Staatskapelle Dresden
Der Abend begann mit der bekannten und immer wieder gerngesehenen Slapstick-Nummer des nicht funktionierenden Mikrofons. Nach der Lösung des technischen Problems wies András Schiff darauf hin, dass dieses Konzert zwar heiter, aber nicht komisch werden solle. Dann monierte er die im Programmheft fehlenden Namen der mit ihm auf das Podium gekommenen Flötistin Sabine Kittel und des Konzertmeisters Matthias Wollong.
Beim Brandenburgischen Konzert Nr. 5 spielten die beiden allerdings nur eine Nebenrolle. Sie durften die Soli des Klaviers nachfärben, denn Schiff spielte sich in den Vordergrund. Kammermusikalischen Blickkontakt verweigerte er völlig: Sie standen, allein gelassen, in seinem Rücken, um irgendwie überflüssig wirkende Noten abzuwickeln. Dass es sich trotz der riesigen Klavier-Kadenz um ein Tripelkonzert handelt, konnte und wollte Schiff nicht deutlich machen.

Bach in der Retrospektive
Wenn die Staatskapelle Dresden spielt und ein moderner Konzertflügel auf der Bühne steht, ist nicht historische Informiertheit zu erwarten, sondern allenfalls gepflegter Kantoren-Bach. Und doch geschah bei diesem Tournee-Gastspiel in der Isarphilharmonie mehr: Schiff gelang es, trotz einer eher retrospektiven Sicht lastende Schwere zu vermeiden und den beredsamen Esprit seiner Deutungen der Klavierwerke Bachs auf dieses Konzert zu übertragen. Wenn sich der Pianist entschlossen hätte, nicht statt diesem heikel auszubalancierenden Brandenburgischen Konzert eines der Klavierkonzerte Bachs auf das Programm zu setzen, wäre die Freude wohl allgemein gewesen.
Der eher dezente, silbrig und hell klingende Bösendorfer passte auch gut zu Mozarts Klavierkonzert KV 488. Auch hier entschied sich Schiff für deutliche Klarheit im eher traditionellen Umfeld eines Mischklangs mit einer satten Portion Orchestertraditionsfirnis.
Der dirigierende Solist gab aber nie der Versuchung nach, in romantische Temporückungen und allzu dickes Pathos zu verfallen. Das Adagio erklang ausgesprochen nüchtern. Andere, weniger gepflegt spielende Interpreten haben aus den Ecksätzen aber erheblich mehr humane Heiterkeit herausgehört. Da blieb Schiff zu aristokratisch und zurückhaltend.
Lichte, ansteckende Heiterkeit
Nach der Aria aus den "Goldberg-Variationen" und der Pause dann die Überraschung: Felix Mendelssohn Bartholdys "Italienische". Schiff mag zwar kein Genie der Schlagtechnik sein und er interessiert sich vielleicht auch zu wenig für den Klang. Aber er kann als Dirigent die Vorzüge seines Klavierspiels auf ein gut eingespieltes Orchester wie die Staatskapelle übertragen.

In allen Sätzen interessierte sich Schiff als Interpret für bisweilen vernachlässigte Nebenstimmen und Kommentare der zweiten Violinen. Einmal gewählte Tempi wurden sicher und zugleich flexibel gehalten, überall regierte Klarheit und federnder Schwung. Schiff und die Musiker verströmten vor allem eines: lichte, ansteckende Heiterkeit. Und die übertrug sich auf das Publikum, das auch die zugegebene "Figaro"-Ouvertüre freudig beklatschte.
András Schiff spielt am 17. März um 16 Uhr in der Isarphilharmonie das Klavierkonzert von Antonin Dvořák, begleitet von der Tschechischen Philharmonie unter Semyon Bychkov. Karten unter muenchenmusik.de
