Abbruchparty mit Martin Grubinger
Wie sich die Münchner Philharmoniker erfolgreich um neues Publikum bemühen
Nein, sie sind nicht mit Vorschlaghämmern erschienen, die sieben Schlagzeuger der Münchner Philharmoniker, von denen die einzige Frau noch studiert. Obwohl das ganze als Abbruchparty angekündigt war vom coolen Partyveranstalter Otger Holleschek, der gleich zu Beginn am Mikro bedauerte, dass in München der Immobiliendruck so hoch sei, dass es kaum noch lässige Hallen gäbe, die man bespielen könne.
In die Postgaragen in der Deroystraße hatte er mit seinem Verteiler nicht nur wie gewohnt ab zehn Uhr nachts zur Party engeladen, sondern schon für party-frühe halb neun. Aber in kürzester Zeit war das angekündigte Schlagzeugkonzert der Münchner Philharmoniker ausverkauft: 600 Leute, nur die ältesten davon mit Silberstreif im Haar, an einem besonderen Ort.
Den Glücksgriff machte Simone Siwek aus der Intendanz der Philis und zuständig für das aufgelockerte Lockprogramm „Spielfeld Klassik“ des ansonsten Gasteig-zentrierten Orchesters der Stadt: „Wir hatten mit Otger Holleschek alles geplant. Dann hatte Martin Grubinger wirklich einen einzigen Abend in seinem wahnsinnigen Terminkalender frei: Samstag. Und ich habe ihn festgenagelt!“ So moderierte der Schlagzeug-Superstar aus dem Salzburger Land das Konzert, zu dem Holleschek die drei Lichtorgel-Käfige an der Decke spendiert hatte. So blitzte es im Stück von Iannis Xenakis beim vierfachen Forte-Schlag atmosphärisch dunkelblau auf. Grubinger hatte zuvor das Publikum charmant lächelnd gewarnt: „Hier muss man alles geben, was die Muskeln hergeben.“
Aus einem Stundenkonzert wurden anderthalb mit Standing Ovations am Ende. Danach baute die Phili-Truppe ab und die Holleschek-Truppe schnell um. Das Konzert ging bruchlos in die Party über. Und: 300 neue Abos konnten die Philis aus der Party-Kooperation schon ziehen. So funktioniert Zukunftsweisendes.
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