380000 Dollar im Briefkasten
The Joker”, „Abracadabra”, „Fly Like An Eagle” – ab Mitte der 70er war die Steve Miller Band zuverlässiger Hitlieferant für die Rockdisco. Im Gespräch offenbart sich dieser Mann als Geschichtenbuch der Pophistorie. Am 30. Oktober kommt er in den Circus Krone.
AZ: Mr. Miller, 2012 haben Sie Bingo veröffentlicht, 2011 „Let Your Hair Down” – davor 17 Jahre nichts.
STEVE MILLER: Ich war auf Tour, habe Aufnahmen gemacht, hatte aber nicht wirklich Interesse, eine neue Platte zu veröffentlichen. Ich habe während dieser Phase Millionen von Platten verkauft, aber es war angenehm, sich nicht mit einer Plattenfirma herumschlagen zu müssen.
Was hat Sie wieder ins Recording-Business getrieben?
Ich wollte meinem Live-Set neues Material hinzufügen. Ich hatte mir gerade ein paar Kids bestellt, die alle meine CDs auf meine Festplatte überspielten. Und als sie fertig waren, drückte ich auf meine Computertaste und da waren 6000 Songs. In alphabetischer Reihenfolge. Wow. Ich kurfte so durch diese Liste. Vier Tage später hatte ich 150 Songs, von denen ich dachte, es wäre ein Spaß, die mal zu spielen.
Mit den letzten Alben gehen Sie zurück zum Blues. Sie haben Muddy Waters und Howlin’ Wolf in Chicago getroffen.
Howlin’ Wolf und Muddy Waters waren gigantische, kreative Genies und unter den kraftvollsten Performern, die es im 20. Jahrhundert gegeben hat. Ich habe sie wohl hundert Mal in einem Raum gesehen, in den hundert Menschen passten. Howlin’ Wolf war ein guter Freund. Ich spielte Rhythmusgitarre in Buddy Guys Band und war Teil der Szene. Es war so traurig, als wir diese Männer verloren haben.
T-Bone Walker soll auf einer der Parties Ihrer Eltern in Dallas gespielt haben.
Mein Vater war Arzt, und T-Bone war einer seiner Patienten. Mein Vater hatte eine Bandmaschine und liebte es, Musiker aufzunehmen. Also lud er T-Bone ein. T-Bone kam rüber und spielte Partysessions in unserem Haus. Ich war neun, als T-Bone das erste Mal kam. Der kreuzte auf in einem kreischfarbenen Cadillac Convertible mit Leopardenfellsitzen. Mich haute es um. Das war das Coolste, was ich je gesehen hatte. T-Bone war ein Schätzchen. Er brachte mir bei, wie man Gitarre hinter dem Kopf spielt und er nahm mich unter seine Fittiche.
Es gibt nicht viele, denen Les Paul die ersten Gitarrenakkorde gezeigt hat.
Les ist mein Gott. Ich kenne ihn schon mein ganzes Leben und habe jedes Jahr mit ihm gespielt. Ich war damals noch ganz klein und hatte keine Ahnung, dass er den Multitrack- Taperecorder und die Les-Paul-Gitarre entwickelt hatte.
Sie waren Teil der Frisco-Szene, waren in London im Studio, während die Beatles aufnahmen.
Mein Toningenieur war Glyn Johns. Und Glyn nahm auch die Beatles auf. Also hat er mich denen vorgestellt. Die Beatles haben mich zu ihren Sessions eingeladen. Sie wussten, wer ich war und hatten meine Musik gehört, was mich echt überraschte. Wenn du jung bist, musst du aggressiv sein, und dort sein, wo die Energie ist.
1973 hatten Sie Ihren ersten Nummer-Eins-Hit mit „The Joker”. Erinnern Sie sich an den Tag, als der ersten Scheck ankam?
Tue ich. Das war ziemlich erstaunlich. Die Dinge liefen gerade nicht wirklich gut für mich. Ich riss so etwa 250 Städte im Jahr runter. On the road. Ich arbeitete ständig, veröffentlichte „The Joker” und ging auf eine 60-Städte-Tour. 60 Städte in 90 Tagen. Mit meiner Plattenfirma lag ich im Clinch. Die unterstützten mich überhaupt nicht. Als ich von meiner Tour zurückkam, war da ein Scheck im Briefkasten – über 380000 Dollar. Der war da seit sechs Wochen drin. Ich musste mir echt ein Büro anschaffen.
Wenn man an Künstler wie ZZ Top oder Lightnin’ Hopkins denkt – haben Texaner eine spezielle Art, den Blues zu spielen?
Ja. Billy Gibbons ist einer der besten lebenden Gitarristen. Haben Sie schon die neuen ZZ-Top-Aufnahmen gehört? Im September kommt ein neues Album, das er mit Rick Rubin gemacht hat. Lightnin’ Hopkins war einer der größten Bluesmusiker, die es je gegeben hat. Ich hab’ mal Bass in Lightnin’ Hopkins Band gespielt. Ich bekam 10 Dollar pro Abend dafür. Aber das war es wert. Wenn du in Texas aufwächst, hast du einen Vorteil vor anderen Gitarristen. Du bis von tollen Gitarristen umgeben.
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