Mozarts "Cosi fan tutte" zum Spielzeitbeginn im Nationaltheater

Die guten Momente überwogen in dieser Aufführung. Das Ensemble zeigte sich inspirierter und spielfreudiger als in der letzten Spielzeit.
von  Abendzeitung

Die guten Momente überwogen in dieser Aufführung. Das Ensemble zeigte sich inspirierter und spielfreudiger als in der letzten Spielzeit.

Weil die meisten Musiker des Bayerischen Staatsorchesters mit ihrem Chef Kent Nagano derzeit auf Europa-Tournee sind, hat man zuhause im Nationaltheater kurzerhand eine Mozart-Woche aus dem Ärmel gezaubert. Sie lässt sich mit verhältnismäßig geringem Personal im Orchestergraben bewältigen. Manchmal war das nicht zu überhören: Die Streicher klangen dünn und zerbrechlich. Dirigentin Julia Jones, anfangs um strikte Tempi bemüht, zog sich mehr und mehr auf gefühlvolles Understatement zurück. Gelegentlich legte sie den Taktstock beiseite und malte elegante Kringel in die Luft, was sofort zu rhythmischen Schwankungen führte.

Deutlich inspirierter als vor Wochen

Der Musik fehlte jene dramatische Energie, mit der Mozart in „Così fan tutte“ die zynischen Momente der Handlung vorantreibt. Auf der Bühne versuchte ein gut gelauntes Ensemble, gegenzusteuern und Reste der einstmals hoch gelobten Inszenierung von Dieter Dorn zu retten. Voran Laura Tatulescu (Despina) und Levente Molnár (Guglielmo), deren Spielfreude ansteckte. Miah Persson sang die Fiordiligi achtbar, ohne virtuos brillieren zu wollen. Gabriela Scherer (Dorabella) löste sich immer wieder bravourös aus dem Schatten des schwedischen Sopran-Stars. Rainer Trost (Ferrando) hatte einen guten Abend. Michael Volle als skrupelloser Drahtzieher Don Alfonso durfte drastisch unsympathisch sein.

Am Ende überwogen die positiven Eindrücke: Trotz manch’ betulicher Momente geriet die Aufführung deutlich inspirierter als die Festspielvorstellung vor einigen Wochen.

Volker Boser

Weitere Vorstellungen der „Così“ am Freitag, am 27. und 30. September, Karten unter Tel.2185-1920

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