Moralapostel am Werk

Der AZ-Kulturchef Volker Isfort über das Auftrittsverbot für die Band Rammstein.  
von  Volker Isfort

In Bayern, so kommt es einem vor, herrschen Zensur und politische Willkür. Was an den neun sogenannten „stillen Tagen“ auf den Musikbühnen veranstaltet wird, bestimmen in München nicht die örtlichen Kulturveranstalter, sondern das Kreisverwaltungsreferat. Das spielt den Geschmacks- und Moralapostel und wird dabei stark gegängelt von der Regierung Oberbayerns.

Dabei sieht das Feiertagsgesetz überhaupt kein absolutes Musikverbot vor. Doch die Regierung von Oberbayern möchte den „ernsten Charakter“ des Feiertags gewahrt wissen und trennt beispielsweise zwischen Schlager (erlaubt) und Hardrock (verboten). Das ist schon lächerlich genug. Müssen aber Christen wirklich vor lauter Musik geschützt werden, vor Konzerten, zu deren Teilnahme sie niemand drängt?

Abgesehen davon, dass kein Kirch- oder Friedhofsgang gestört wird, wenn Stunden später in der Olympiahalle ein paar Rocker musizieren, hat das Verbot des Rammstein-Auftritts am Totensonntag einen bitteren Beigeschmack: den der politischen Willkür. Dieser bayerische Sonderweg, der jedes Jahr den gleichen Ärger für Veranstalter und Beamten schafft, sollte schleunigst an die Lebenswirklichkeit angepasst werden.

 

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