Mit Wachstumspotenzial
„Ohne Limit“, das erste Programm des neuen Hausensembles bei Lach und Schieß
Es gibt Meldungen, die auch ein Kabarettist nicht erfinden könnte: Vor zwei Wochen erwarb die Deutsche Bank für vier Milliarden Dollar ein Spielkasino in Las Vegas. Wo die Zocker in den Chefetagen der Kreditinstitute selbst für die auf sie zurückschlagenden Metaphern sorgen, müssen Satiriker munter drauflos fantasieren. Zum Beispiel über ein Kasino auf einer Insel im Bodensee, aufgeteilt in Hartz-IV-Empfänger (kein Schlipszwang), Mittel- und Oberschicht.
Hier darf „Ohne Limit“ gespielt werden, was dem 48. Programm der Lach- und Schießgesellschaft den Titel gibt. Vom vorigen Hausensemble ist nur Ecco Meineke übrig. Das aktuelle Trio wird von der Schauspielerin Beatrix Doderer und dem in München lebenden Austro-Kabarettisten Severin Groebner komplettiert. Die drei führen sich als das „Rat Pack“ aus Bad Leroy-Brown ein, und der Frank-Sinatra-Song „Bad, Bad Leroy Brown“ ist die Hymne.
Aber schon der Eröffnungssong dämpft die höchsten Erwartungen, die eine Premiere der Lacher und Schießer, ob sie das wollen oder nicht, wecken: singen, vor allem zu dritt, ist nicht so ihr Ding. Und im weiteren Verlauf erweist sich die Show lediglich als ihre Beta-Version. Vieles funktioniert, aber bis zur Marktreife hat das Programm reichlich Entwicklungspotenzial.
Anders als die Vorgängertruppe, die in sich geschlossene Geschichten erzählte, kehren die Neuen zurück zu klassischem Nummernkabarett, vom Thema Geld nur locker zusammengehalten. Das ist aber nicht das Problem von „Ohne Limit“: Einerseits ist die Gagdichte einfach zu gering, andererseits scheint innerhalb des Ensembles noch nicht alles so zusammen gewachsen zu sein, was zusammen gehört. Vor allem Beatrix Doderer, als Partnerin von Jörg Hubes „Sugardaddy" durchaus satiregeprüft, fremdelt mit ihren beiden Jungs, die rücksichtslos von ihrer im Grundsatz großartigen Comedy-Kompetenz Gebrauch machen.
Mathias Hejny
Münchner Lach- und Schießgesellschaft, bis Sa. und 9. bis 11., 14., 16. bis 18., 21. bis 23., 28. bis 30. 12., 20 Uhr, Tel. 391997
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