Mit Mathe improvisieren?
Seine Vita ist mehr als beeindruckend: Jacám Manricks hat bereits von Ray Charles, Jerry Lewis, James Morrison (dem Trompeter) oder Dave Liebman Schecks für seine musikalischen Beiträge zugesteckt bekommen. Er hält auf der ganzen Welt Vorträge, gibt Meisterklassen zum Thema Jazz Theorie, Improvisation, Jazz-Saxofon, Komposition und Arrangement, engagiert sich als Pädagoge an renommierten Lehranstalten wie der New School in New York, glänzte als Saxofon-Solist bei viel beachteten Anlässen und schreibt für unterschiedlichste Besetzungen, von der kleinen Jazzformation bis hin zum Symphonieorchester.
Jetzt präsentiert sich der in New York lebende, promovierte Musiker endlich mit eigener Band in Deutschland, um seine großartigen, intelligenten wie sinnlichen, international überschwänglich rezensierten Alben wie „Trigonometry” oder „Labyrinth” vorzustellen. Mit dem Münchner Pianisten Werner Klausnitzer, dem Bassisten Gianluca Renzi und dem Schlagzeuger Eric McPherson gastiert der Australier Jacám Manricks, der seine ethnischen Wurzeln in Sri Lanka und Portugal weiß, in der Unterfahrt.
In Manricks Auffassung von Jazz scheinen sich die Grenzen zwischen Ausnotiertem und spontan Gespieltem aufzuheben. „Genau genommen ist Komposition verlangsamte Improvisation, oder wie ich es nenne, eingefrorene Zeit.” Der Titel seines Albums „Trigonometry” (Posi-tone) spricht wohl für eine Anwendung mathematischer Prinzipien auf die Musik. Liegt darin nicht eine gewisse Gefahr? „Sicher. Zuviel Mathe ist störend beim Musizieren. Schließlich sollte Improvisation intuitiv sein und nicht kalkuliert. Interaktion und Spontaneität ist ja schließlich das Aufregendste am Jazz. Immerhin beschäftige ich mich manchmal mit neuen Theorien und setze ein wenig Mathematik bei Polyrhythmik oder Hemiola (ein metrisches Prinzip) ein. Aber wenn es musikalisch nicht passt, bringt es nichts, es in die Kompositionen zu integrieren.”
Unterfahrt, Einsteinstraße 42, Montag, 21 Uhr, Eintritt: 18 / 9 Euro, Tel. 448 27 94