Mit Herz und Verstand
Eine Frau der vielen Facetten: Schauspielerin Sissy Höfferer übernimmt als Hauptkommissarin Karin Reuter die Leitung der „SOKO Köln“
Nur keine Langeweile! Sissy Höfferer liebt Herausforderungen. „Je unterschiedlicher die Rollen, desto besser“, meint die Österreicherin, die nicht nur in Film und Fernsehen erfolgreich ist. Im Theater arbeitete die Schauspielerin unter anderem mit Regie-Legende Ingmar Bergman. „Mütter, Töchter, Geliebte, Verhärmte, Böse, Weiche, Schwache, Starke, was auch immer – ich habe auch keine Angst vor lächerlichen oder negativen Rollen.“
Eine Frau mit vielen Facetten
Solange ihr das Material gefällt, spielt sie Frauen in all ihrer Vielfalt, mit allen denkbaren Facetten. Weil aber Frauen als Chefs noch immer eine Seltenheit sind, findet die Schauspielerin solche Rollen besonders wichtig. Aktuell ist sie als neue Chef-Ermittlerin Karin Reuter in der ZDF-Krimiserie „SOKO Köln“ zu sehen. Außerdem zeigt Arte den Krimi „Unter Verdacht“ (10.10., 21 Uhr).
Blonde Haare, feine Gesichtszüge und tiefgründige, dunkelbraune Augen – Sissy Höfferers Gesicht ist in Deutschland wohlbekannt. Im letzten Jahr wirbelte sie in der Komödie „Noch einmal zwanzig sein“ Peter Sattmanns Gefühle durcheinander. Kinofans kennen sie vor allem aus dem NS-Drama „Napola“ (2004).
Schon als Carola Geissler in der ZDF-Reihe „Die Verbrechen des Professor Capellari“ verkörperte Sissy Höfferer erfolgreich die kompetente Kommissarin mit Herz und Verstand, die die Kriminellen das Fürchten lehrte. Jetzt leitet sie als Karin Reuter das Team der „SOKO Köln“ . Die gebürtige Klagenfurterin ersetzt damit Gundula Rapsch. Angst vor einem Vergleich hat Höfferer nicht. „Ich übernehme nur die Position, die Rolle ist eine ganz andere.“ Außerdem sei sie nicht die einzige Neue im Team, das mache es viel leichter: Lilia Lehner und Steve Windolf übernehmen die Parts der Kommissare Julia Marschall und Daniel Winter.
Angst vor Schießübungen
Die Chemie innerhalb des Teams stimme zum Glück. „Ich bin immer nervös, wenn ich ein neues Projekt beginne“, erzählt die Wahl-Münchnerin. „Man begibt sich ja in unbekanntes Gebiet – beruflich, aber auch privat.“ Deshalb falle es manchmal schwer, sich auf eine Fernsehserie einzulassen. „Man verpflichtet sich, sehr intensiv mit fremden Leuten zusammenzuarbeiten. Das ist schon ein großes Risiko.“
Als Vorbereitung hat die Schauspielerin unter anderem Schießunterricht genommen. „Da merkt man, was für eine enorme Wucht und Kraft so ein einziger Schuss hat.“ Sie fände es gut, wenn man solche Erfahrungen Jugendlichen vermitteln könnte. „Damit sie erleben, dass sich das nicht wie im Actionfilm anfühlt.“ Es habe sie viel Überwindung gekostet, abzudrücken. „Ich hatte zuerst einfach Angst.“
Eine Frau in Führungsposition - wenigstens fiktiv
Sie blüht auf, als sie über Karins Stelle als „SOKO“-Chefin spricht. Es gefällt ihr, dass sie als Frau die leitende Funktion einnimmt, auch wenn das nicht mehr so neu sei. „Aber es wundert mich, dass immer von einer Kommissarinnen-Inflation gesprochen wird. Es ist doch auch keine Rede von einer Kommissaren-Inflation.“ Sie findet es wichtig, Frauen im Fernsehen in Führungspositionen zu zeigen. „Vielleicht kann man direkt auf die Gesellschaft nicht viel einwirken, aber man kann die Leute an den Anblick gewöhnen.“
Dieses Thema liegt Sissy Höfferer sehr am Herzen, da kommt sie in Fahrt. Das Umdenken geschehe in der Unterhaltungsbranche noch zu langsam. „Die meistbeschäftigten Schauspielerinnen sind immer noch zwischen 25 und 35 Jahre alt.“ Für ältere Darstellerinnen gebe es nur wenige interessante Parts. „Das ist ein großer Verlust und auch nicht realistisch. Zuschauer hören ja auch nicht mit 25 auf, fernzusehen.“ Aber sie habe das Gefühl, dass die älteren Frauen nach und nach mehr geschätzt würden. „Vereinzelt tauchen ja sogar Grauhaarige in der Werbung auf – so ganz schüchtern am Rand.“
Sissy Höfferer selbst kann sich nicht über Mangel an Angeboten beklagen. Demnächst wird sie in einer Friedrich-Ani-Verfilmung mitwirken, einer Fortsetzung des ZDF-Krimis „Todsünde“ (2007).
Melanie Grimm
Ab Dienstag, 23.9., 18 Uhr, ZDF