Miss Marple in Afrika
Gewöhnlich hat es die Privatdetektivin Mama Ramotswe, Besitzerin der „No 1 Ladies’ Dective Agency“ in Botswana nur mit kleinen Fällen zu tun. Doch das ändert sich plötzlich...
Bei den Sorgen, mit denen ihre Klienten zu ihr und ihrer Assistentin Mma Makutsi kommen, handelt es sich fast ausschließlich um Eheprobleme. Von spektakulären Verbrechen und interessanten Fällen können die beiden in ihrer zum Büro umfunktionierten Garage nur träumen. Aber eigentlich stört das Mma Ramotswe, eine sehr gemütliche und „traditionell gebaute“ Frau überhaupt nicht sonderlich. Zu viel Stress wäre für die gutherzige Dame, die nur mit größter Mühe in ihr kleines weißes Auto passt und immer wieder aufs Neue an Diätvorsätzen scheitert, schließlich noch weitaus ungesünder als die vielen Schokoladen-Donuts, die sie während der Arbeit gerne zu sich nimmt.
Doch als plötzlich eine verzweifelte junge Köchin vor ihnen steht, die in einen komplizierten Erpressungsfall verwickelt ist, ist Mma Ramotswes Ehrgeiz geweckt und Einsatz gefragt, der viel Sensibilität und strategisches Geschick fordert. Es bleibt nicht bei dieser einen Herausforderung: die Farmarbeiter eines Wildparks des südafrikanischen Landes werden von großer Angst geplagt und können aus rätselhaften Gründen nicht darüber sprechen. Zudem gilt zu klären, ob der ugandische Arzt Doktor Lubega tatsächlich Medikamentenbetrug in seiner Praxis betreibt.
„Blaue Schuhe für eine Kobra“
„Blaue Schuhe für eine Kobra“ (Heyne Verlag) heißt Alexander McCall Smiths siebter Band der beliebten Reihe über die botswanische Detektivin, die ihm weltweiten Erfolg einbrachte. Die Geschichten des in Edinburgh lebenden Autors werden gerade von Oscar-Preisträger Anthony Minghella verfilmt.
Der Charme, den die Figuren ausüben, die kleinen Lebensweisheiten, mit denen der Roman gespickt ist und die sehr menschlichen Zwischenfälle machen das Buch so interessant und lesenswert, ja liebenswert. Aber die Ansprüche, die Spannungsfanatiker man an einen Krimi stellen, werden nicht erfüllt. Die Atmosphäre, der kuriose Schauplatz und die drolligen Charaktere stehen eindeutig im Vordergrund.
„Blaue Schuhe für eine Kobra“ ist eine Hymne an Afrika und das gemächliche Tempo dieses Landes. Beim Lesen wird man sich fühlen wie Mma Ramotswe, wenn sie ihre geschwollenen Füße hochlegt, heißen Rotbuschtee trinkt und zuckersüße Donuts genießt.
Carolina Zimmermann
Am Montag um 19.30 Uhr liest Alexander McCall im Africa House (Hohenzollernstr. 50) aus seinem Buch. Die deutschen Passagen werden von der Schauspielerin Rosalind Baffoe vorgetragen.