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Kult oder eine Katastrophe? Die Band Vanden Plas feiert mit der Rockoper „ChristO“ Premiere im Gärtnerplatztheater
Dieses Stück wird entweder Kult oder eine Katastrophe. Dessen ist sich auch Ulrich Peters, neuer Intendant des Gärtnerplatztheaters bewusst. Aber Mut wird bekanntlich oft belohnt.
Und mit der Rockoper „ChristO“, die Freitagabend ihre Uraufführung erlebt, wagt der Theater-Chef in der Tat ein außergewöhnliches Experiment, das die Wände des ehrwürdigen Baus ordentlich zum Beben bringen wird. Denn im Graben vor der Bühne sitzt kein Orchester, sondern die Prog-Metal Band Vanden Plas. Die Gruppe aus Kaiserslautern zählt zu den erfolgreichsten deutschen Bands des Genres. Die Power des Heavy Metal verpacken die Musiker virtuos in komplexe Songstrukturen. Für das Bühnenstück wurden zudem Chor- und Orchesterpassagen eingesungen und -gespielt, die während den Vorstellungen dann vom Band kommen.
Bereits 2006 veröffentlichten Vanden Plas ein Konzept-Album mit dem Titel „ChristO“, für das der Roman „Der Graf von Monte Christo“ die Grundlage lieferte. „Ich hatte beim Schreiben bereits im Hinterkopf, daraus auch ein Bühnenstück zu machen“, sagt Sänger Andy Kuntz, der selbst auch die Hauptrolle spielt und singt. Als er bei einer Inszenierung von „Jesus Christ Superstar“ in Augsburg dann Ulrich Peters kennenlernte, wurde aus dem Gedanken Realität. „Er hatte schon länger vor, ein altes Thema in ein neues Gewand zu verpacken.“
Mit dem Regisseur Holger Hauer machte sich die Band an die Arbeit. Und dabei begnügte man sich nicht damit, die Stücke des Albums einfach mit Spielszenen aufzupeppen. „Wir haben die Sachen teilweise ganz neu arrangiert und die Texte manchmal umgeschrieben, damit sie auch auf die einzelnen Charaktere passen“, sagt Kuntz. Für fast alle Figuren standen die Personen aus Dumas’ Roman Pate. Wer allerdings denkt, hier würde „Der Graf von Monte Christo“ als Bühnenstück inszeniert, irrt. „Wie schon beim Album sind nur die Namen und das Grundthema dem Buch entliehen“, sagt Kuntz. Es geht um die Frage: Was macht das Ausleben der Rache mit dem Rächer? „Ansonsten haben wir uns die Freiheit genommen, vieles zu verändern“, sagt Kuntz. Für seine Geschichte hat er unter anderem eine zusätzliche Figur geschaffen. Und auch das Ende wir völlig anders sein. Wie, wird natürlich noch nicht verraten. Die neue Figur hat er Inspector X genannt. „Das X steht für Erlöser und im Gegensatz zu dem O in ChristO, was auch als Zero gesehen werden kann und dann übersetzt Nicht-Christ bedeutet“, sagt Kuntz. „Aber in welch enger Beziehung die beiden wirklich stehen, wird erst am Ende klar.“
Gespielt und gesungen wird Inspector X, der den blutrünstigen Rächer jagt, von Chris Murray. Und der Musical-Darsteller ist nicht nur von seiner Rolle, sondern von dem ganzen Stück begeistert. „Hier wird richtig starkes Musik-Theater mit großen Emotionen geboten.“
Georg Kleesattel
Gärtnerplatztheater, Premiere Freitag um 19.30 Uhr. Weitere Aufführungen am 18. und 25. April sowie im Mai, Juni und Juli
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