Medizin im Wandel: Sex, Schleim und Urin
Für die Griechen gehörte Sex genauso zu einer Diät wie Ernährung. Im Mittelalter wurden Kranke auf dem Dorfplatz behandelt. Auch wenn es nicht so scheint, der Umgang mit Gesundheit war früher kaum anders als heute.
GLEICHGEWICHT
In der Vorstellung der alten Griechen war Gesundheit ein harmonisches Gleichgewicht. Damit der Mensch gesund war, mussten die vier Körpersäfte Blut, Schleim, gelbe und schwarze Galle ins richtige Verhältnis gebracht werden. Auch heute geht es rund um die Gesundheit häufig um ein Gleichgewicht. Weniger von Körperflüssigkeiten als von Körper und Geist oder der Balance von Arbeit und Leben.
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DIÄT
Im antiken Griechenland wurde nicht nur die Philoso-phie oder die Demokratie entwickelt, sondern auch die Diätetik. Wie das Wort schon andeutet, steckt darin die heutige Diät. Neben Essen und Trinken gehörten aber auch noch andere Dinge dazu: Arbeit, Erholung, Sport, Luft, Licht, Schlaf oder Sex. Wie bei der Ernährung galt auch hier die Devise: „Nicht zu viel und nicht zu wenig“.
Ob Atkins, Low-Carb oder FdH – die Liste der Diäten ließe sich fast endlos fortsetzen. Gemeinsam haben sie alle, dass sie sich nur auf die Ernährung beschränken. Außerdem steht für diejenigen, die Diät machen, die Gesundheit höchstens an zweiter Stelle. Für die meisten geht es eher darum, abzunehmen und eine schöne Figur zu bekommen.
GESUNDHEITSRATGEBER
Das Wissen über die Ge-sundheit wurde seit der Antike in Gesundheitsratgebern festgehalten. Sie waren vor allem während der Frühen Neuzeit bei Adligen sehr beliebt. Nach theologischen Schriften wurden sie am meisten gelesen. Einige von ihnen gaben Tipps zur Diätetik, andere zählten Artzney auf und erklärten, wie man dank ihnen Krankheiten selbst behandeln konnte.
Heute ist der Buchmarkt überschwemmt von Gesundheitsratgebern, in denen alle nur denkbaren Themen abgehandelt werden: Ernährung, seltene Krankheiten, Rückenbeschwerden oder Naturheil-kunde. Dazu kommen Ratgebersendungen im Fernsehen und unzählige Internetseiten, die sich mit der Gesundheit beschäftigen.
LAIENWISSEN
Wenn im Mittelalter ein Kranker auf dem Dorfplatz von einem Heiler besucht wurde, versammelte sich oftmals die halbe Nachbarschaft. Der Heilkundige musste dann ausführlich erklären, was dem Kranken fehlte und die empfohlene Behandlung begründen. Die einfache Bevölkerung erhielt auf diese Weise Lehrstunden in Medizin.
Was früher der Dorfplatz war, ist seit einigen Jahren das Internet. Hier tauschen sich Millionen Gesundheitsfanatiker und Hypochonder aus über Ärzte, Symptome und Therapien.
URINPROBE
Eine weit verbreitete Diagnosemethode war in der Frühen Neuzeit die Urinschau. Dabei betrachte der Arzt den Urin eines Patienten und schaute, ob der Harn zu blass oder zu dunkel war oder ob sich irgendwelche Partikel darin befanden. In vielen Fällen kannte der Heiler den Kranken gar nicht und verließ sich bei seiner Diagnose allein auf den untersuchten Urin.
Urin wird auch heute noch zur Diagnose, beispielsweise von Nieren- und Leberkrankheiten, herangezogen. Wichtiger ist die Urinprobe aber in einem etwas anderen Zusammenhang geworden: Egal ob Olympische Spiele, Tour de France oder Fußball-Weltmeisterschaft, überall werden Sportler mittels einer Harnprobe auf Doping kontrolliert.
KRÄUTER
Kräuter waren schon immer ein wichtiges Mittel, um Krankheiten vorzubeugen und Menschen wieder gesund zu machen. Lange war die Kräuterkunde eine Domäne der Frauen. Bekannt ist vor allem Hildegard von Bingen (1098-1179) und ihre Abhandlungen über Pflanzen und Krankheiten.
Mittlerweile wissen nicht nur Frauen, sondern auch Männer um die gesundheitsfördernde Wirkung von Kräutern. Prominentestes Beispiel dürfte Alfons Schuhbeck sein. Der TV-Koch lässt kaum eine seiner Sendungen aus, um über die tollen Eigenschaften von Kräutern und Gewürzen für die Gesundheit zu referieren.
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