Mark Knopfler: Das Zwicken im neuen Repertoire

Ein schwül-warmer Sommerabend auf dem Königsplatz, eigentlich wie geschaffen für ein Open Air. Doch Dire-Straits-Legende Mark Knopfler und seine Band taten streckenweise alles dazu, ihre Fans in den Stuhlreihen zu überfordern.
von  Abendzeitung

Ein schwül-warmer Sommerabend auf dem Königsplatz, eigentlich wie geschaffen für ein Open Air. Doch Dire-Straits-Legende Mark Knopfler und seine Band taten streckenweise alles dazu, ihre Fans in den Stuhlreihen zu überfordern.

Sie präsentierten nämlich einen schottischen Heimatabend für Schöngeister, wo es doch so manchem nach richtig schönem Rock zu Mute gewesen wäre. Dass der Knoten dann doch noch platzte, ist den Klassikern aus alten Tagen zu verdanken.

Wie eine La Ola-Welle ging es durch die Reihen, die Leute sprangen auf, spendeten heftig Szenenapplaus: Endlich „Sultans Of Swing“, der große Durchbruch-Hit Ende der Siebziger. Mit einem ausgedehnten Gitarrensolo auf Knopfler’sche Art, filigran und trotzdem deftig, kunstvoll und gleichzeitig auch handfest.

Zuvor wird heftig gefiedelt und in die Pipes geblasen, keltisch-schottisch und auch melancholisch, dazu des Meisters lyrische Jugenderinnerungen und sein nasaler Sprechgesang. Noch dazu alles im Sitzen. Doch das hat seinen Grund. „Der Arzt mir jede Art von Bewegung verboten. Ich darf weder in der Disco tanzen, noch gehen oder stehen, deshalb also dieser Stuhl hier“, erklärt der Ausnahmegitarrist seinem Publikum, und es klingt fast so, als wolle er sich dafür entschuldigen, dass es im Rücken zwickt und zwackt.

Aber vielleicht zwickt es ja in seinem neuen Repertoire viel mehr, als er selber wahrhaben will. Alles vom neuen Album „Get Lucky“, vom Opener „Border River“ bis zum Titelstück ist sehr folklastig und hat so rein gar nichts mit dem zu tun, was man erwartet hat. Umso befreiter dann die Reaktionen auf „Brothers In Arms“, „So Far Away“ und auch „Romeo And Juliet“, obwohl sich auch hier schon die Spuren zurück zum Kelten-Blues kaum verbergen lassen.

Trotzdem eine feine Sache. Vorausgesetzt allerdings, man hat das richtige Paar Ohren zum Konzert mitgenommen.

Arno Frank Eser

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