Marianne Sägebrecht: Sie fällt mit Schutzengel
Marianne Sägebrecht, die Frau, die immer gut unten ankommt, hat ein Buch mit Märchen sowie Selbsterlebtem geschrieben und stellt Heilpflanzen und deren Wirkkräfte vor
Frau Holles Jahrbuch" - dieser Titel klang dem Verlag zu sehr nach einem Märchenbuch für Kinder. Deshalb heißt Marianne Sägebrechts neues Buch jetzt einfach „Meine Jahreszeiten“. Und davon gibt es mehr als in einem Kalenderjahr: Die Schauspielerin, die im August 65 wird, rechnet ihr Leben in Sieben-Jahres-Zyklen. In ihrem Buch erzählt die erdverbundene Esoterikerin Selbsterlebtes sowie Märchen, und in jedem Monats-Kapitel stellt sie eine Heilpflanze und deren Wirkkräfte vor, samt Kochrezepten. Am heutigen Montag liest Sägebrecht in der Komödie im Bayerischen Hof, musikalisch umrahmt von dem Damentrio Frau Holles irdische Töchter.
Die uralte Mythenfigur der Frau Holle, die wohl dem Holunder seinen Namen gab, hat Marianne Sägebrecht schon seit ihrer Kindheit begleitet. „Mein Opa, der nach dem Krieg in Ebenhausen eine Gärtnerei leitete, hat vor jedem Holunderbusch den Hut gezogen. Er war ein großer Kräuterschamane und hat mich sehr geprägt“, erzählt sie. Deshalb ist Frau Holle die Patin des Buches. Sägebrecht hat sie auch vor zwei Jahren in einem Fernseh-Märchenfilm verkörpert: „Frau Holle zu spielen, war mir genauso wichtig wie ein Hollywood-Film – da gibt es keine Wertigkeit“, lacht sie. „Das macht man mit vollem Herzen. Aber eigentlich war 2008 für mich ein Krisenjahr. Wir sollten den dritten Teil der Serie ,Immer Wirbel um Marie’ drehen, an der ich als Hauptdarstellerin mitschreiben durfte. Das wurde dann zurückgestellt.“
Sie hat dann in ihrem Biotop am Starnberger See Kraft getankt: „Ich habe mich auf Lesungen konzentriert, meine Meditationsbilder gemalt, Kräuter-Elixiere hergestellt und innere Einkehr gehalten. Das ist, wie wenn man auf einen Baum klettert: Wenn man sich von einer höheren Perspektive aus selbst beobachtet, sieht alles anders aus.“
Sägebrecht war Kneipenwirtin und die Mutter des Kabaretts „Opera curiosa“, ehe sie in den 80er Jahren mit Percy Adlons Filmen „Zuckerbaby“, „Out of Rosenheim“ und „Rosalie goes Shopping“ zur Kult-Schauspielerin wurde und es bis nach Hollywood schaffte. Aber das Wichtigste ist ihr, immer geerdet zu bleiben, in enger Verbindung mit der Natur, mit Tieren und Pflanzen. Ihr furchtloses Lebens-Grundgefühl verdankt sie ihrer Mutter: „Meine Mutter hat mir ein großes Urvertrauen gegeben“, sagt Marianne Sägebrecht. „Als Kind war ich sehr wild. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass ich nicht fliegen könnte. So bin ich auf Bäume gestiegen und auf dem Hausdach balanciert, um das auszuprobieren. Wenn die Nachbarn sich aufgeregt haben, hat meine Mutter nur gesagt, die macht das schon, die hat ihren Schutzengel. Auch wenn ich falle, komme ich unten gut an. Ich habe immer das Gefühl, ich kann mich fallen lassen und stehe wieder auf. Ich hab' halt nie Angst.“
Gabriella Lorenz
Marianne Sägebrecht: „Meine Jahreszeiten“, Nymphenburger, 288 Seiten, 19.95 Euro. Lesung: Komödie im Bayerischen Hof, heute, 20 Uhr, Tel.29 16 16 33
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- Komödie im Bayerischen Hof