Mantel, Degen, Krallen - Der Gestiefelte Kater ist zurück
Ja, er ist cool, der Kater. Schon in der Märchen-Eklektizismus-Filmserie „Shrek” war er in seiner selbstverliebten Art der verkappte Star und Zuschauerliebling. Jetzt hat man ihn in seiner charmanten Musketier-Art ausgekoppelt und ins Zentrum gerückt – und natürlich das Märchen der Gebrüder Grimm völlig ignoriert.
Es geht um Waisenhaus-Erfahrung, Mutterliebe, Jugendfreundschaft und Verrat. Und das Sich-Fremd-Fühlen in der Welt, in der er unschuldig zum Desperado gemacht wurde zu einer Robin-Hood-Figur mit James-Bond-Charme in Action-Abenteuer-Verfolgungsjagden.
Auch uns Zuschauer wickelt dieser Kater natürlich um den Finger – in seiner anschmiegsam geschmeidigen, einschmeichelnden, aber im nächsten Moment wieder abenteuerhaft gefährlichen Art, mit seinem Leben zwischen Zivilisation und Natur.
Dennoch knirscht die Geschichte ein wenig. Schon der Ort der Handlung ist ein seltsames hispanisches Fantasie-Niemandsland: irgendwo zwischen Andalusien (der Kater tanzt mit seiner maskierten Katzen-Gegenheldin eine Art Florett-Flamenco) und Wild-West-Mexiko mit klassischem Show-Down-Saloon-Auftritt des Gestiefelten Katers.
Zu dieser örtlichen Unentschiedenheit kommt noch eine widersprüchliche Figuren-Welt: Akzeptiert man in einem Märchen natürlich die redend vermenschlichte gestiefelte Katerfigur, so ist aber auch noch der englische Kinderreim-Eierkopf Humpty Dumpty als Superhirn wie ein Fremdkörper in die Geschichte integriert. Und eine völlig surreale Welt eröffnet sich, als mit dem Kampf um Zauberbohnen auch noch eine englische Hans im Glück-Geschichte eingeimpft ist – mit einem Wolkenschloss, in dem eine Gans goldene Eier legt.
Die 3D-Effekte sind perfekt, nicht überreizt, der Hispanoeffekt in der deutschen Synchronisation überlebt den Sprung von Antonio Banderas zu Benno Fürmann.
Am Ende ist manches geklärt und doch vieles offen: Man baut schon jetzt auf die Fortsetzung und enthält so dem Zuschauer ein schlüssiges Finale vor.
Kino: CinemaxX, Leopold, Mathäser, Royal sowie Museum Lichtspiele und Cinema (OV)
R: Chris Miller (USA, 90 Min.)