"Man muss gucken, ob man weit genug gegangen ist."

Die Theaterwelt trauert um Jürgen Gosch. Der große Regisseur erlag seiner Krebserkrankung. Bis zuletzt hatte er noch am Krankenbett mit den Schauspielern geprobt für seine Inszenierung „Die Bacchen“, die am 26. Juli bei den Salzburger Festspielen und im September am Berliner Ensemble (BE) herauskommen sollte.
von  Abendzeitung

Die Theaterwelt trauert um Jürgen Gosch. Der große Regisseur erlag seiner Krebserkrankung. Bis zuletzt hatte er noch am Krankenbett mit den Schauspielern geprobt für seine Inszenierung „Die Bacchen“, die am 26. Juli bei den Salzburger Festspielen und im September am Berliner Ensemble (BE) herauskommen sollte.

Bis zuletzt hatte er noch am Krankenbett mit den Schauspielern geprobt für seine Inszenierung „Die Bacchen“, die am 26. Juli bei den Salzburger Festspielen und im September am Berliner Ensemble (BE) herauskommen sollte. Seine schwere Krebserkrankung kam dem 65-Jährigen zuvor: Jürgen Gosch starb in der Nacht zum Donnerstag in seiner Berliner Wohnung an Krebs. Er galt als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Theaterregisseure. Sein „Onkel Wanja“ am Deutschen Theater Berlin wurde zur besten Inszenierung 2008 gekürt; erst im Mai dieses Jahres war er mit dem Theaterpreis Berlin ausgezeichnet worden.

Gosch wurde in Cottbus geboren und begann seine Karriere als Schauspieler. Ende der 60er Jahre debütierte er als Regisseur. 1978 sorgte er erstmals für Aufsehen mit seiner systemkritischen Auseinandersetzung mit Büchners „Leonce und Lena“ an der Ostberliner Volksbühne. Deshalb bekam er in der DDR keine Arbeitsmöglichkeiten mehr und siedelte noch im selben Jahr nach Westdeutschland über. Nach der Wende inszenierte er in Hannover, Köln und Hamburg. 1989 scheiterte er als Nachfolger von Peter Stein und Luc Bondy an der Schaubühne an Lehniner Platz, 1993 bis 1999 war er fester Regisseur am Deutschen Theater Berlin.

Er sorgte für Theater-Höhepunkte und Skandale

Zwei Mal hat sich Gosch nach Karriereeinbrüchen neu er- und gefunden und vor allem in den letzten Jahren das Theater mit herausragenden Aufführungen bereichert. Für Maxim Gorkis „Sommergäste“ wählte ihn das Magazin „Theater Heute“ zum Regisseur des Jahres 2004. Er sorgte aber auch für Skandale: Sein „Macbeth“ trieb wegen der blutigen und brutalen Bilder bei der Düsseldorfer Premiere 2005 das Publikum scharenweise aus dem Theater. Die Kritik feierte „Macbeth“ als „virtuos und komisch in seiner Schroffheit“. „Man guckt immer, wie weit man gehen kann. Und man muss immer gucken, ob man weit genug gegangen ist“, war Goschs Motto. BE-Intendant Claus Peymann würdigt Jürgen Gosch so: „Ein im Theater selten anzutreffender feiner Gentlemen und zugleich ein Probenzauberer, der seine Spieler auf bisher ungesehene Weise zu ihrem eigenen Selbst verführt.“ lo

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