Machinarium: Roboter und ballernde Schlüssel
Das tschechische Programmier-Team Amanita Design begeistert mit dem Roboterspiel „Machinarium“
Prekäre Situation: In einer riesigen Blechschrotthalde erwacht der kleine Roboter Josef. Seine Körperteile sind in der Gegend verstreut. Es ist unklar wie er da hineingeraten ist, und im folgenden Verlauf des Computerspiel-Abenteuers „Machinarium“ ist es Aufgabe des Spielers, Josefs Vorgeschichte herauszufinden und ein Unglück zu verhindern, das die Maschinenstadt bedroht, in der Josef gelebt hat. Dabei muss er auch seine Freundin aus Gefangenschaft befreien, die Roboter-Liebe aus „Wall-E“ hat hier sicherlich inspirierenden Einfluss gehabt.
Die Maschinenstadt ist ausschließlich bewohnt von Robotern, die von den Entwicklern mit zärtlicher Ironie eingesetzt sind. Da ist etwa ein Frauchen, das ihren Hund sucht oder ein Opa mit Gelenkproblemen. Das tschechische Programmier-Team Amanita Design (Publisher: Daedalic) hat schon in „The whispered World“ gezeigt, wieviel Liebe, Witz und Innovativität in ihnen steckt. Das erlebt der Spieler auch in „Machinarium“. Besondners schön ist die Idee, die Figuren anstatt von Worten Bildblasen sprechen zu lassen. An einer Stelle hält ein großer dicker Robo-Polizist ein kleines Robo-Mädchen in den Armen. Als Josef ihn anspricht, setzt der große Robo das Mädchen ab, es geht einige Schritte und kippt dann um. In der Bildblase des Polizisten taucht dann eine Batterie auf, und der Spieler weiß, dass Josef die Batterien für das Mädchen beschaffen soll.
Die Rätsel sind recht knackig und abwechslungsreich. Neben dem üblichen „Kombiniere Gegenstand A mit Gegenstand B“-Rätseln muss Josef eine Melodie nachspielen, muss in kleinen Action-Sequenzen sich bewähren, und einmal muss er sogar an den Rätseln scheitern, um im Spiel weiterzukommen. Manchmal gibt es allerdings ärgerlicheStellen, in denen der Spieler nicht weiß, was das nächste Ziel sein soll. Das Spiel hat aber ein eingebautes Lösungsbuch: Nachdem der Spieler darauf geklickt hat, muss er zunächst ein kleines Arcade-Spiel bestreiten, in dem er mit einem ballernden Schlüssel durch monster- und hindernisreiche 2D-Gänge führen muss. Danach wird ihm auf Zeichnungen der Lösungsweg gezeigt. Das Schlüsselspiel ist den technischen Möglichkeiten der 70er Jahre nachgebildet und nicht die einzige Reminiszenz an alte Zeiten: Auch auf das gute alte „Space Invader“ greift „Machinarium“ zurück.
Grafisch präsentiert das Spiel detailliert eine handgezeichnete morbide Industriewelt, die von Braun- und Graufarben dominiert ist. Viele Rohre sind zu sehen, die irgendwo hinführen. Viele Maschinen haben Defekte, und der Himmel ist dauerbewölkt.
Eibe Meiners
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