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Acht Minuten, immer wieder: Duncan Jones’ smarter Blockbuster „Source Code”
Michael Stadler |
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Ein Mann erwacht in einem Zug, weiß nicht, wie er dort hingekommen ist, kennt auch die Frau nicht, die gegenüber von ihm sitzt. Eine Dose wird zischend aufgemacht, Kaffee wird auf seine Schuhe gekippt. Die Ereignisse reihen sich, der Zug macht einen Zwischenstopp, fährt weiter und dann explodiert eine Bombe. Und der Mann wacht erneut auf, in einer Kapsel, und erfährt von seiner Mission.

In einer Zeitschleife steckt Colter Stevens, im „Source Code”, einem Programm, das ihn immer wieder in diese acht Minuten im Zug hineinsetzt, in den Körper eines der Passagiere, die bei dem Bombenattentat ums Leben gekommen sind. Wie dieser „Source Code” funktioniert, wieso der von Jake Gyllenhaal gespielte Kampfpilot, der gerade noch in Afghanisten einen Einsatz hatte, in der Kapsel gelandet ist, erklärt Duncan Jones’ Film forsch, mit Hilfe einer Wissenschaftlerin und dem Schöpfer des „Source Code”, die anderswo, in einer anderen Zeit sitzen. Was man nicht logisch durcharbeiten muss. Die Science-Fiction genießt die Möglichkeit, für die Realität einfach neue Regeln zu erfinden.

Jones hat schon in seinem Erstling „Moon” an dieser Freiheit Gefallen gefunden, wobei da noch alles billig, mit Modellbauten gemacht war. Nun nähert er sich mit „Source Code” dem Mainstream an, und doch bleibt er ein Nostalgiker, den die philosophischen Fragen, weniger die Effekte interessieren. Die Geschichte von „Source Code” erinnert dabei an die Serie „Zurück in die Vergangenheit” (1989-1993), in der ein Zeitreisender pro Folge in den Körper eines Menschen geworfen wurde, um die Vergangenheit zum Guten zu lenken. Scott Bakula spielte den Mann im Quantensprung. nun hört man ihn im englischen Original als Colters Dad am Telefon.

Begrenzt sind Zeit und Ort, und doch kann Colter immer mehr aus den acht Minuten herausholen, den Zug, seine Passagiere immer mehr erforschen, die Choreographie – das Zischen einer Dose, verschütteter Kaffee, was dann kommt – durchbrechen. Die Moderne träumt davon, das Handeln zeitlich zu optimieren, auch was Beziehungen angeht. In einer Art Speed-Dating in Dauerschleife lernt Colter seine Mitreisende Christina immer wieder, immer besser kennen. Und sie fand an dem Mann, in dessen Körper Colter nun steckt, schon vorher Interesse. So hat die Liebe ihre ganz eigene Zeit – und überwindet alle Grenzen. Einmal hält Duncan Jones gar die Zeit an, für den einen, perfekten Moment.

Kino: City, Leopold, Mathäser, CinemaxX, Neues Gabriel, Royal; Cinema und Museum Lichtspiele in der OV, R: Duncan Jones (USA, 93 Min.)

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