Loriot - Ein Star in der Manege des Lebens
Was schlimm ist – „nicht im Sommer sterben, wenn die Erde leicht ist für den Spaten”, heißt es in einem Gedicht von Gottfried Benn.
Vicco von Bülow ist im Sommer gestorben, alt, schon lange leidend, vielleicht wurde er, wie man so sagt, erlöst. Aber schlimm ist es.
Vicco, der Freund, ist tot, der Ritter der Tafelrunde, bescheiden geblieben trotz allen Erfolgs: „Das ist ja ein richtiges Diner, das sie uns geben, Dank.” Seine Manieren waren vollendet, seine Disziplin preußisch, sein Fleiß unermüdlich. Wie sonst hätte er die vielen Sendungen auf dem Sofa schaffen können, spontan in der Wirkung, aber ausgeklügelt bis ins letzte Detail. Nichts dem Zufall überlassen.
Ein akribischer Arbeiter. Als wir ihn baten, bei unserer Gala „Stars in der Manege” aufzutreten, übte er die kleine Nummer mit dem dicken Hund, der nichts tut, Stunden um Stunden. Fast zur Verzweiflung brachte er die Philharmoniker bei der „Orchesterprobe” in der Manege: Loriot als Bühnenarbeiter, der eine Fliege fangen will und durch seine Bewegungen das Orchester zum Einsatz bringt.
Die Komik seiner Szenen bezog er aus genauester Beobachtung des Alltäglichen, das jedem von uns passieren könnte. Wie die Geschichte mit der Nudel, die seiner Angebeteten an der Lippe klebt, als sie endlich seine Einladung zum Abendessen annimmt.
Milde für menschliche Schwächen zeichnete ihn aus. Er selbst erlaubte sich keine. Ob er, der Menschenkenner, die Menschen liebte, weiß ich nicht. Gewiss liebte er seine Frau Romi und seine zwei Möpse und den Stil seines Hauses über dem Starnberger See: alles vollendet harmonisch.
Vorbei nun. Möge ihm die Erde leicht sein.
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