Loriot, der gute Deutsche
Vicco von Bülow war seit Wilhelm Busch das größte Genie des deutschen Humors; als „Loriot" wurde er unser Klassiker für alle Lebenslagen. Er war nicht nur ein wunderbarer Zeichner von Knollennasenmenschen, Möpsen und Familienvätern, die ihren braven Kindern zu Weihnachten niedliche Atomkraftwerke schenken, sondern auch der einzige Künstler, der die Jubiläumsfilme zu seinen runden Geburtstagen als Perfektionist immer selber anfertigte.
Denn Komik – das war seine Ur-Erfahrung – ist Arbeit! Todernste Denkerplage, nix zum Lachen. Stattfindend in symmetrischer Ordnung (gespitzte Bleistifte, gerade hängende Bilder), die Arbeit der millimetergenauen Abmessung des Aufbaus einer Pointe. Das Abhorchen des Timings. Von den Mitarbeitern, die seiner Pedanterie teilhaftig werden durften, wurde diese Komik in sadomasochistischer Perfektion zelebriert.
Und kein „Comedian" wird sich je schmeicheln können, ihm das Wasser zu reichen. Die Ergebnisse seiner philosophischen Betrachtungen menschlicher Betriebsamkeit (für Nahrungsaufnahme, Oberbekleidung, Mobiliar und Beziehungsjammer) gehören bis heute zu den einsamen Höhepunkten des Fernsehens.
Und in all dem Serien-Gesülze und Show-Gehopse können wir immer auf Loriots gesammelte Werke zurückgreifen: vom Frühstücksei und „ein Klavier, ein Klavier!" bis zum Advents-Schwarzhumor der Oberförsterin, die zu den sanft herniedersinkenden Schneeflöcklein den Gatten meuchelt.
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