Lohengrins Lauterkeit
"Wissen Sie, wie ich die Gralserzählung gelernt habe?” Wenn Klaus Florian Vogt in seinem holsteinischen Harmlos-Singsang auf der Bühne zu plaudern beginnt, glaubt man ihm eh alles. „Im Auto, mit meiner Frau und einer Blockflöte”, kommt das alles entmystifizierende Geständnis. Und dazu schaut er wie diese eifrig-braven kleinen Engel im Kindergebetbuch.
Irritierend ist das, wenn sich einer auf so künstlichem Terrain so umwerfend natürlich gibt. Dass einem der blonde Hüne mit der drolligen Vokuhila-Frisur irgendetwas vorgaukeln könnte, scheint absurd. Und davon leben die ganz hellen Wagner-Helden, die wie Lohengrin mit ihrer Lauterkeit zwangsweise baden gehen. Überhaupt verkörpert Vogt derzeit den Gralsritter wie kein anderer. Elegant gleitet seine Stimme in die höchsten Regionen. Wenn’s sein muss, kann sie explodieren – in Wimpernschlägen auf ein sattes Fortissimo. Und wieder ins Piano.
Damit ist Vogt so flexibel wie kaum ein anderer Wagner-Tenor, selbst die Bildnisarie der „Zauberflöte” kann er sich noch locker erlauben. Puccinis Cavaradossi liegt ihm zwar gut in der Kehle, doch „E lucevan le stelle” strahlt, ohne je in die Magengrube zu treffen. Auch Maxens Qualen im „Freischütz” sind fabelhaft vorgetragen, vermitteln aber keine tiefschürfende Seelenpein. Immerhin wirft die wacker werkelnde Nordwestdeutsche Philharmonie ein paar Farben aus, beim Wagner-Exkurs wird dafür mächtig geeiert. Was Klaus Florian Vogts Triumph nicht mindert. Denn live ist er als Lohengrin, Stolzing, ja selbst als Silber-Siegmund um einiges besser als auf der Konserve. Und charmant-amüsant dazu.
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