Literatur-Nobelpreis an deutsche Autorin Herta Müller

Der Nobelpreis für Literatur geht in diesem Jahr an die deutsch-rumänische Schriftstellerin Herta Müller. Das teilte die Schwedische Akademie am Donnerstag in Stockholm mit.
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STOCKHOLM - Der Nobelpreis für Literatur geht in diesem Jahr an die deutsch-rumänische Schriftstellerin Herta Müller. Das teilte die Schwedische Akademie am Donnerstag in Stockholm mit.

Die deutsch-rumänische Autorin Herta Müller erhält den diesjährigen Literaturnobelpreis. Das teilte die Schwedische Akademie am Donnerstag in Stockholm mit. Letzter deutscher Literaturnobelpreisträger war bislang Günter Grass im Jahr 1999. Im vergangenen Jahr hatte überraschend der französische Autor Jean-Marie Gustave Le Clézio gewonnen. Die Auszeichnung ist mit umgerechnet rund 970 000 Euro dotiert und wird am 10. Dezember in Stockholm verliehen. Herta Müller zeichne „mittels der Verdichtung der Poesie und Sachlichkeit der Prosa Landschaften der Heimatlosigkeit“, hieß es in der Begründung.

Herta Müller ist eine „Chronistin des Alltagslebens in der Diktatur“, die ihre Kindheit in Rumänien als Schule der Angst durchlebt hat und davon in ihren Werken beredet und bedrückend Zeugnis ablegt. Seit Anfang der 90er Jahre und der Übersetzung ihrer Werke in mehr als 20 Sprachen gehört Müller mit Büchern wie „Der Fuchs war damals schon ein Jäger“, „Herztier“ und „Heute wäre ich mir lieber nicht begegnet“ zu den wichtigen Autoren im internationalen Literaturbetrieb.

Das Lebenswerk der heute 56-Jährigen deutsch-rumänischen Autorin zeugt von schmerzhaften Erinnerungen an eine düstere Vergangenheit unter dem Ceausescu-Regime, dem die im seinerzeit deutschsprachigen Banat geborene Autorin erst 1987 entkommen konnte, als sie zusammen mit ihrem damaligen Mann Richard Wagner die Ausreise beantragte und nach Deutschland ausreiste.

Herta Müller wurde am 17. August 1953 in Nitzkydorf im Kreis Temeschwar im lange Zeit deutschsprachigen Banat in Rumänien geboren. Nach den Eingriffen der Zensur in ihr erstes Buch und wiederholten Verhören und Hausdurchsuchungen verließ Müller 1987 schließlich ihre Heimat und siedelte in das damalige West-Berlin über. Schon 1984 war im Westen ihr Erzählband „Niederungen“ erschienen.

Der später folgende Prosaband „Reisende auf einem Bein“ entstand 1989 bereits in West-Berlin und spiegelt das Fremdsein in der neuen Heimat wider. Der Alltag in einem totalitären System ist Thema ihres Romans „Der Fuchs war damals schon der Jäger“ (1992). „Herztier“ (1994) beschreibt das Leben der Oppositionellen in Rumänien. 2003 veröffentlichte sie (im Hanser Verlag) einen Essay-Band mit dem Titel „Der König verneigt sich und tötet“ und 2005 die Text-Bild-Collagen „Die blassen Herren mit den Mokkatassen“. Gegenwärtig arbeitet sie an der Fertigstellung eines autobiografischen Textes des 2006 gestorbenen Büchner-Preisträgers und Landsmannes Oskar Pastior mit dem Arbeitstitel „Atemschaukel“ mit Erinnerungen an dem Alltag in sowjetischen Arbeitslagern, an dem die beiden Autoren gemeinsam gearbeitet hatten.

Müller erhielt bereits zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Kleist-Preis, den Joseph-Breitbach-Preis, den Würth-Preis für Europäische Literatur und 2006 den Walter-Hasenclever-Literaturpreis. Seit 1995 ist Herta Müller Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Mit ihrem aktuellen Roman „Atemschaukel“ steht sie auch auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises, der in der kommenden Woche bei der Frankfurter Buchmesser verliehen wird.

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