Literarischer Rummelplatz
Auf der 62. Frankfurter Buchmesse waren viele Stars - nur einer fehlte wirklich
Danke, war lecker“, sagt Bestsellerautor Frank Schätzing und klopft Johann Lafer auf die Schulter. Der TV-Koch muss auch am Frankfurter Messestand publikumswirksam zur Pfanne greifen und freut sich über prominente Mitesser. Es gehört zu den Besonderheiten der Messe, dass hier Menschen zusammenfinden, die sonst eher in Paralleluniversen hausen. Und wenn es auch schon lange nicht mehr primär um Literatur geht, so scheint die Messe als Anziehungspunkt für Stars und Semipromis nichts an Attraktivität eingebüßt zu haben. Nicht nur wegen der nächtlichen Verlagspartys.
Spätestens zum Abschluss wurde es traditionell wieder politisch: „Ich wünsche mir, dass mein Land – Israel – die Kraft finden wird, seine Geschichte noch einmal neu zu schreiben“, sagte der 56-Jährige israelische Schriftsteller David Grossman am Sonntag in der Paulskirche bei der Entgegennahme des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels. Grossman warb in seiner Dankesrede erneut für eine Zweistaatenlösung im Nahen Osten. „Beide Seiten, Israel und die Palästinenser, haben ein Recht auf ein Leben in Frieden, ohne Besatzung, ohne Terror und Hass. Beide Seiten haben ein Recht, als einzelne und als selbstständige Völker in ihrem souveränen Staat in Würde zu leben“, sagte Grossman.
Verblüffte Argentinier
Hehre Worte hört man gerne auf der Messe. So zog auch das Gastland Argentinien ein ausgesprochen positives Fazit. „Wir sind sehr zufrieden“, sagte die für den Auftritt Argentiniens zuständige Botschafterin Magdalena Faillace. Ihrem Land sei es gelungen, auf einem bedeutenden internationalen Forum seine Literatur und Kultur zu vermitteln. Mit Hilfe der staatlichen Förderung „Sur“ seien die Werke von 130 argentinischen Schriftstellern in 54 Ländern übersetzt worden. Argentinien war auf der Messe mit 60 Autoren und knapp 100 Verlagen präsent. Sämtliche Vertreter hätten auf der weltgrößten Bücherschau durchweg positive Erfahrungen gemacht, sagte auch die Autorin Claudia Piñeiro („Die Donnerstagswitwen“). Verblüfft zeigte sie sich über das große Interesse in Deutschland an der Literatur und an den Lesungen. „Dass das Publikum kommt und Eintritt zahlt, das gibt es bei uns nicht nicht.“
Der Markt braucht immer neue Saisonwunder. In Frankfurt sonnte sich Jonathan Franzen („Freiheit“) im Erfolg, doch deutsche Lektoren berichteten von faden Ergebnissen beim internationalen Lizenzkauf. Die groß angekündigten Sensationen aus Amerika seinen gar keine und bei Vampirromanen überfällt die Branche nur noch ein Schauer der Langeweile.
Ein Bücherwurm allerdings fehlte in Frankfurt – und er hätte der Messe wirklich gut getan. Ende Oktober erscheinen weltweit die Memoiren des Büchersammlers und Stones-Gitarristen Keith Richards. Vor Jahren wurden sie hier als teuerstes Skript gehandelt. Mehr als ein wandgroßes Porträt am Heyne-Stand gab es allerdings noch nicht zu sehen. Aber das Weihnachtsgeschäft soll Richards trotzdem rocken.
vi
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