Liebeserklärungen an Lenny
Lenny Kravitz lässt seine Münchner Fans lange warten – doch dann erobert er sein Publikum im Sturm, vermittelt echtes Bandgefühl, fackelt ein Feuerwerk ab.
"It is time for a love revolution, it is time for a new constitution.“ Die Olympiahalle hat sich in eine singend-wogende Masse verwandelt. Auf der Tribüne hält es schon längst keinen mehr auf seinem Sitz. Und als sich Lenny Kravitz zur letzten Zugabe die Gitarre umschnallt, um das Riff von „Are You Gonna Go My Way“ anzustimmen, kennt die Extase in der Halle keine Grenzen mehr.
Im tosenden Jubel ging am Montag nach fast zweieinhalb Stunden um kurz vor Mitternacht das Konzert des Rockstars und seiner kongenialen Band zu Ende. Vier Jahre hatten die Fans auf ihn warten müssen. Dass ihm die selbst auferlegte Pause gut getan hat, bewies er schon mit seinem neuen Album „It Is Time For A Love Revolution“, mit dem der Künstler, der zeitweise hart an der Grenze zur eigenen Karikatur entlangschlitterte, wieder an die Qualität von früher anknüpfte.
20 Jahre nach der Veröffentlichung seines Debüts „Let Love Rule“ ist Lenny Kravitz bei seinen Ursprüngen angekommen, immer noch charismatisch, immer noch der Frauen-Typ. Im Mittelpunkt der Show steht natürlich die Musik. Keine großen Effekte, ein bisschen Nebel und Licht reichen aus. Von der riesigen Bühne wird nur ein Teil genutzt. Begrenzt von Schlagzeug und Boxentürmen im Hintergrund, links und rechts von der Bläser- und Percussion-Fraktion sowie dem Pianisten demonstrieren Lenny und seine Mitstreiter echtes Bandgefühl, fackeln ein Feuerwerk ab aus alten Hits wie „Always On The Run“, „Mr. Cabdriver“, „American Woman“ und neuen Songs wie dem druckvollen Opener „Back In Vietnam“. Natürlich fehlten auch nicht Balladen wie „Fields Of Joy“ und „Believe“.
Den neuen Song „A Long And Sad Goodbye“ stimmte Lenny am Flügel an, um kurz darauf abzubrechen. „Der ist doch zu traurig für diesen Abend“, erklärte er – und spielte dafür lieber seinen aktuellen Hit „I’ll Be Waiting“. Dabei beschränkte sich die Band aber nicht auf das Arrangement des Studio-Songs, sondern baute ihn zu einer mitreißenden Jam-Session aus. Ebenso das zwanzigminütige „Let Love Rule“ als erste Zugabe, bei dem Lenny Kravitz den Rockstar zum Anfassen gab und einen Ausflug auf die Tribüne unternahm.
Lenny Kravitz zelebrierte ursprünglichen Rock, der Musiker und Publikum berauschte. Am Ende wankten alle glückselig nach Hause.
Georg Kleesattel
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