Liebeserklärung mit Bach

Ein selbstbewusster Jung-Star: Die Münchner Geigerin Julia Fischer spielt in der Philharmonie erstmals unter Mariss Jansons Prokofjew
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News

Ein selbstbewusster Jung-Star: Die Münchner Geigerin Julia Fischer spielt in der Philharmonie erstmals unter Mariss Jansons Prokofjew

Mit dem 1. Violinkonzert von Sergej Prokofjew legte Julia Fischer 2004 ihre erste CD als Solistin vor. Nun folgt am 15. und 16. Januar mit dem gleichen Werk die erste Zusammenarbeit der Münchnerin mit Mariss Jansons. Kürzlich erschien eine CD mit Konzerten von Johann Sebastian Bach, die Fischer mit der Academy of Saint Martin-in-the-Fields aufgenommen hat. Es ist ihre erste Einspielung für Decca. Julia Fischer kam 1983 in München zur Welt, studierte u.a. bei Ana Chumachenko. Seit 2006 lehrt sie als Professorin in Frankfurt.

AZ: Frau Fischer, ist es vertretbar, das kleine Label Pentatone zu verlassen, das viel in Sie investiert hat?

JULIA FISCHER: Ich habe nicht die Verkaufszahlen verglichen und bin dann gewechselt. Eine größere Karriere habe ich mir davon nicht versprochen. Mir ging und geht es um künstlerische Fragen.

Sie haben aber stets betont, Sie wollten sich nicht vermarkten lassen. Nun also doch?

Auch Pentatone hat versucht mich zu vermarkten, selbst wenn das Budget hier kleiner war. Zu glauben, ein kleines Label sei künstlergerechter, ist eine Illusion. Als ich seinerzeit zu Pentatone ging, hatte ich noch ein Angebot von einer sehr bekannten CD-Firma. Das hatte ich abgelehnt, obwohl es lukrativer gewesen wäre, weil ich nicht die künstlerische Freiheit gehabt hätte. Deswegen bin ich auch jetzt gegangen.

Was heißt das konkret?

Schon beim Cover kann ich nun mehr mitreden. Mir ist wichtig, dass das etwas mit mir zu tun hat. Ich scheue da übrigens keine Konflikte. Doch vor allem waren meine weiteren Ideen bei Pentatone finanziell nicht möglich. Da ging es nicht zuletzt um die Orchesterwahl. Ich möchte beispielsweise eine CD mit dem BR machen, das wird kommen.

Nun folgt erst einmal Ihr Jansons-Debüt. Was erhoffen Sie sich?

Ich freue mich, viel von ihm zu lernen, zumal wir mit Prokofjew russisches Repertoire machen. Eigentlich wollte ich gerne das 1. Violinkonzert von Dmitri Schostakowitsch spielen, aber das hatte das Orchester unlängst erst gemacht. Ich möchte nicht das Rad neu erfinden – so wie es mir auch egal ist, wie häufig ein Werk bereits eingespielt wurde, wenn ich eine CD plane.

Warum haben Sie die Bach-Konzerte aufgenommen?

Weil ich unbedingt eine CD mit der Academy of Saint Martin-in-the-Fields machen wollte. Mich hat es sehr gefreut, dass sie mich eingeladen haben, mit ihnen 2009 eine Tournee zum 50. Jubiläum mit Bach zu machen. Das ist fast schon eine Liebeserklärung: Wir hatten unglaubliche Momente auf der Bühne. Dieses Orchester ist mir am vertrautesten.

Aus welchem Grund?

Ich spiele mit ihnen sehr viele Konzerte, im Januar 2006 habe ich sie erstmals geleitet. Außerdem musizieren sie kammermusikalisch. Für mich hat das Orchester ein unglaubliches Stilempfinden, alle sind sehr wach. Ich habe nie wirklich mit ihnen geprobt, sondern über den allgemeinen Werkzugang gesprochen.

Werden Sie ein „Universal-Star“?

Machen Sie sich keine Sorgen, bislang waren die Gespräche mit der Decca sehr konstruktiv. Weil ich das Label wechsele, heißt das nicht, dass ich meine Linie verlasse. Es werden schöne Projekte kommen, warten Sie’s ab. Ich bin und bleibe Julia Fischer – trotz aller Kompromisse, die man immer eingehen muss.

Marco Frei

Die Konzerte am 15. und 16.1. sind bereits ausverkauft

  • Themen:
Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.