Leuchtende Bösartigkeit
„Willkommen in einer Welt ohne Regeln.“ Und für all diesen Wahnsinn ist kein Geringerer als der „Joker" verantwortlich, der berühmt-berüchtigste Bösewicht der Comicgeschichte. Batman wird zur Nebenfigur im Meilenstein des Comic-Kinos: Christopher Nolans „The Dark Knight“.
Es gibt sie noch, die „sprechenden" Filmplakate. Bei „The Dark Knight" frisst sich das lichterloh brennende Fledermaus-Batman-Emblem in eine Hochhausfassade. Rauch tritt aus den Etagen, Trümmerteile fliegen zu Boden. Die Plakatgestalter spielen ungeniert auf die Schreckensbilder der Angriffe auf das World Trade Center 2001 an. Im Vordergrund ballt dazu ein hilflos wirkender Batman die Fäuste. Die Überschrift: „Willkommen in einer Welt ohne Regeln.“ Und für all diesen Wahnsinn ist kein Geringerer als der „Joker" verantwortlich, der berühmt-berüchtigste Bösewicht der Comicgeschichte.
Regisseur Christopher Nolan („Memento", „Batman Begins") bereitet ihm gleich zu Beginn des düsteren Films einen großen Auftritt. Während eines Bankraubs spielt der Joker (Heath Ledger) mit manipulativem Geschick seine allesamt als Clowns verkleideten Komplizen gegeneinander aus. Nacheinander bringen sie sich um. Nur der Joker bleibt übrig und macht sich mit dem Geld aus dem Staub.
Makaberes Dilemma
Dieser Raub ist nur der Auftakt für eine Serie von Verbrechen, mit denen der Joker für Chaos sorgt. Mit einem so unberechenbarem, anarchischen Bösewicht hatten es Bruce Wayne alias Batman (Christian Bale) und Lieutenant Gordon (Gary Oldman) noch nie zu tun. Im Kampf gegen den Joker und seine kriminellen Mitstreiter werden die beiden von dem aufstrebenden Bezirksstaatsanwalt und Medienliebling Harvey Dent (Aaron Eckhart) unterstützt.
Im immer intensiver geführten Duell gegen Batman-Hasser Joker stellt Wayne seine persönlichen Gefühle zurück, auch wenn es ihn gewaltig wurmt, dass der selbstherrliche Dent mittlerweile mit seiner Jugendliebe (Maggie Gyllenhaal) liiert ist. Beim Versuch, Dent bei einem Gefangenentransport zu töten, wird der Joker von Batman endlich gestellt und verhaftet. Doch im Verhör zieht der Joker eine weitere Überraschungskarte aus der Tasche. Ihm gelang es, Rachel und Dent an verschiedenen Orten gefangen zu nehmen. Nur einer der beiden kann von Batman gerettet werden. Für wen wird er sich in diesem makaberen Dilemma entscheiden?
Ohne Burtons Gothic-Flair oder Schumachers Bonbonfirlefanz
Mit „The Dark Knight" gelingt Nolan ein Meilenstein des Comic-Kinos. Basierend auf den düsteren Frank-Miller- Vorlagen der 80er Jahre erfindet er den Batman-Kosmos neu. Nichts bleibt vom schrillen Gothic-Flair der Tim-Burton-Arbeiten oder dem bonbonbunten Firlefanz der Joel-Schumacher-Adaptionen. Nolan zeigt Charaktere aus Fleisch und Blut, mit denen man mitfiebern kann. Verkörpert werden sie von fantastischen Darstellern wie Michael Caine oder Morgan Freeman, die das Äußerste aus ihren Figuren herausholen. In vorderster Front steht dabei der im Januar verstorbene Heath Ledger. Schmatzend, züngelnd, zuckend und mit glitschig-fettigen Haaren zeigt der Australier extrovertiert alle Facetten eines bösen Clowns, der die Stadt „brennen sehen will".
Unter dieser Maskerade lässt Ledger aber auch die Seelenpein der grausam-unverarbeiteten Joker-Kindheit aufblitzen. Doch die interessanteste Figur des Films ist Harvey Dent. Der nuanciert spielende Aaron Eckhart („Thank You For Smoking") gibt charismatisch den Gerechtigkeits-Strahlemann, dessen glatte Fassade im Verlauf der Handlung immer mehr bröckelt.
Doch an „The Dark Knight", gibt es noch viel zu bewundern: Die gleißend-neonblauen Nachtbilder, der pumpende Soundtrack, dynamische Verfolgungsjagden und vor allem Nolans geschickte Erzählweise in überraschenden Parallelmontagen reißen den Zuschauer von den Sitzen.
Florian Koch
R: Christopher Nolan K: Wally Pfister (USA, 152 Min)
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