Leid, Elend und Erstickung - so feiert die Indie-Disco
„Not Your Kind Of People“ – nach sieben Jahren gibt es ein neues Album von Garbage.
Der Synthesizer winselt eine Fanfare. Genug der Emotionen. Nach sieben Jahren Bandpause haben Garbage wieder ein neues Album veröffentlicht. Die Band, mit der Butch Vig, Produzent von Nirvanas Album „Nevermind“, ab 1995 eine Musik für die Zeit nach Grunge suchte.
Für „Not Your Kind Of People“ haben Garbage, genervt von ihrer Plattenfirma, ein eigenes Label, Stun Volume, gegründet. Garbage waren einmal das Gegenteil der Authentizitätsbehauptung der Alternative-Szene. Eine Band, die Shirley Manson mit schattigem Sex in der Stimme und schwarzen Kajalaugen die Blicke bündeln ließ, während Schlagzeuger Vig mit Loops den Gesamtsound schärfte.
Das neue Album rückbesinnt sich – im Klangbild erfolgreich. Dass sich dieser konsequent editierte Sound immer noch gut in die aktuelle Popwelt einfügt, spricht nicht wirklich für deren Innovationsgeist. Ausgerechnet im ersten Song „Automatic Systematic Habit“ geben Garbage ihren sarkastischen Industrialbeat für ballernde Disco dran. Das können andere besser.
Garbage und die Freude der Misanthropie
Begeisternd allerdings ist die Pose der Sperrigkeit. Schon in „Big Bright World“ beginnt sich Wut hymnisch zu verdichten. „Control“ mündet in einen Beat zu einer jaulenden Mundharmonika, zitiert übelst gelaunt die Country-Gospel-Weisheit, dass die dunkelste Stunde immer kurz vor der Dämmerung sei. Leid, Elend, Erstickung.
Da nehmen sie mit herrlichster Misanthropie Fahrt auf. „Not Your Kind Of People“ – verpackt in Technicolor-Sound verkündet Manson samtig, dass die Welt sie mal kann. Das fröhlich dissonante „I Hate Love“ ist selbsterklärend. Und die hundsgemeine Sirenengitarre in „Man On A Wire“ bringt auch noch die Diskokugel zum Absturz. Ach, eigentlich ein schönes Album.
Garbage: Not Your Kind Of People (Stun Volume / Cooperative Music)
