Lachtränen beim Ehrenpreis
Ein derart in Lachtränen aufgelöstes Publikum hat es in der Geschichte des Kulturellen Ehrenpreises der Stadt München noch nicht gegeben. Kein Wunder, ging die Auszeichnung doch an den großen Humoristen Vicco von Bülow.
Die Deutschen und den Humor miteinander zu versöhnen, ist schon eine Herkulesaufgabe und sein Verdienst gewesen. Doch Loriot ist für Höheres vorgesehen. Als einen „Preußen, wie Gott ihn träumt“ lobte Laudator Joachim Kaiser seinen Freund, den 1923 in Brandenburg geborenen Vicco von Bülow, der am Donnerstag im Alten Rathaussaal zum 50. Träger des Kulturellen Ehrenpreises der Stadt München gekürt wurde.
Kaiser analysierte kenntnisreich die drei Dimensionen des Loriotschen Nudelpechs beim bekannten Sketch, doch alle Vorreden verblassten schon gegen die ersten Sätze des sichtlich gerührten Preisträgers. „Was ich da alles gehört habe, ist ja kaum auszuhalten“, amüsierte sich Loriot und gab vor, errötet zu sein, „nur übertroffen von Udes Krawatte und Joachims Weste“.
Sein kurzes, fiktives und grenzenlos absurdes Grußwort eines Beauftragten aus dem Bürokratiekosmos von Kultur und Integration bewies, dass Loriot nicht nur gut 50 Jahre Gesellschaftsbeobachtung auf dem Buckel hat, sondern noch jederzeit einen seiner Pfeile aus dem Köcher ziehen und punktgenau treffen kann.
Mit Bayern versöhnt
Auf welche Weise er sich um München verdient gemacht habe, mochte ihm zwar nicht einleuchten, aber 50 Jahre „schaukelnde Euter und Blick auf Berge und Starnberger See“ haben den erträumten Preußen in Münsing mit Bayern versöhnt.
Filmausschnitte aus seinem Repertoire untermauerten schließlich die vierte Dimension seines Humors: die absolute Zeitlosigkeit. Ein derart in Lachtränen aufgelöstes Publikum hat es jedenfalls in der Geschichte des Kulturellen Ehrenpreises noch nicht gegeben. Oberbürgermeister Christian Ude hatte mit seinen Grußworten Recht behalten: München hat sich mit dem Preisträger zum 850. Stadtgeburtstag selbst ein Geschenk gemacht. Und was für eines!