Wiederentdeckte Filmaufnahmen
Adolf Hitler privat - in wieder aufgetauchten Filmaufnahmen ist der Diktator in Bayreuth im Kreis der Familie Wagner zu sehen. Das Material soll demnächst auf CD für Forschungszwecke einzusehen sein, wie die Direktorin im Bayerischen Hauptstaatsarchiv, Sylvia Krausssagte. "Man schaut die Szenen mit einer gewissen Beklemmung an. Man sieht Hitler in ganz unbekannter Pose, nicht das Staatsmännische, sondern er kommt ganz freundlich rüber", beschreibt die Historikerin. Krauss ist Betreuerin des Nachlasses von Wolfgang Wagner (1919-2010), dem Enkel des Komponisten Richard Wagner und langjährigen Festspielleiter. Sie hatte im Festspielhaus nach weiteren Bestandteilen gefragt - so wurden die Filmrollen im vergangenen Dezember gefunden.
Die Aufnahmen zeigen Hitler, der damals Dauergast in Bayreuth war, als Privatmenschen in ziviler Kleidung, aufgenommen wohl 1936 von Wolfgang Wagner: Familie Wagner und ihre Freunde beim Scherzen und Plaudern im Garten von Villa Wahnfried. „Dass Hitler für die Kinder ein Vaterersatz war, das weiß man“, sagt Krauss. „Aber jetzt sieht man es lebendig.“ Winifred Wagner, damalige Festspielleiterin und Mutter von Wolfgang Wagner, ist im Gespräch mit Hitler zu sehen. „Sie himmelt Hitler an“, sagt Historikerin Krauss, „sie strahlt.“
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Auch andere Freunde der Familie Wagner sind auf den Schwarz-Weiß-Aufnahmen zu sehen, zum Beispiel der Dirigent Heinz Tietjen. Der Filmer hielt zudem etwa einen offiziellen Besuch Hitlers und der Nazigrößen Hermann Göring und Joseph Goebbels jeweils mit Frau bei einer Festspiel-Aufführung fest, oder ein Dinner im Wagner-Kreis mit Hitlers Architekten Albert Speer. Hitler besuchte auch nach der Aufführung den Dirigenten Wilhelm Furtwängler.
Die Filme gehören zum Nachlass von Wolfgang Wagner. Seine Tochter und heutige Leiterin der Bayreuther Festspiele, Katharina Wagner, hatte den Nachlass dem Archiv 2013 als Schenkung übergeben. Wiederentdeckt für die Forschung wurden diese Aufnahmen erst 2015, nachdem Krauss im Festspielhaus nachgefragt hatte. Von dort holte sie die Rollen auch persönlich ab.
„Die Zeit“ hatte über das Filmmaterial berichtet. Die Aufnahmen sind Krauss zufolge nicht gänzlich unbekannt, Ausschnitte seien wohl auch im Fernsehen zu sehen gewesen. „Mitglieder der Wagner-Familie sagten: Ach, die Bilder kennen wir doch schon“, erzählte Krauss.
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