Kunstwochenende in München: Maximale Aussichten

Galerien, Museen und Ausstellungsräume laden am Wochenende zum großen Münchner Kunstmarathon.
Christa Sigg |
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So ganz glücklich scheint das Zebra nicht zu sein. Aber wer weiß das schon. "Die große Umarmung" lautet diese Malerei von Sebastian Maas, die bei Heldenreizer Contemporary zu sehen ist. In den neuen Werken geht's überhaupt tierisch zu.
Studio Sebastian Maas Heldenreizer contemporary 5 So ganz glücklich scheint das Zebra nicht zu sein. Aber wer weiß das schon. "Die große Umarmung" lautet diese Malerei von Sebastian Maas, die bei Heldenreizer Contemporary zu sehen ist. In den neuen Werken geht's überhaupt tierisch zu.
Was für einen Drive diese Bilder doch haben. Man gerät vor Samuel Rachls Arbeiten unwillkürlich selbst in Bewegung. Warum? Er setzt den Stift "absichtsfrei" an, so nennt er das, um keinerlei Illustrationen oder etwas Konkretes aufs Papier zu bringen. So entstehen spontane, durchaus skizzenhafte Bemerkungen. Hingeworfen eben, bruchstückhaft und deshalb nie krampfig suchend oder wollend.Am Ende sieht man doch eine Menge, unser Gehirn assoziiert doch so gern, und das kann es bei Rachl in einer Tour. Manches wirkt wie aus dem Entwurfsatelier eines Modedesigners, anderes wieder wie das Storyboard zu einem Film. Bis 9. November 2024 in der Galerie Karin Sachs, Augustenstraße 48.
Franz Kimmel 5 Was für einen Drive diese Bilder doch haben. Man gerät vor Samuel Rachls Arbeiten unwillkürlich selbst in Bewegung. Warum? Er setzt den Stift "absichtsfrei" an, so nennt er das, um keinerlei Illustrationen oder etwas Konkretes aufs Papier zu bringen. So entstehen spontane, durchaus skizzenhafte Bemerkungen. Hingeworfen eben, bruchstückhaft und deshalb nie krampfig suchend oder wollend.Am Ende sieht man doch eine Menge, unser Gehirn assoziiert doch so gern, und das kann es bei Rachl in einer Tour. Manches wirkt wie aus dem Entwurfsatelier eines Modedesigners, anderes wieder wie das Storyboard zu einem Film. Bis 9. November 2024 in der Galerie Karin Sachs, Augustenstraße 48.
Man braucht eine Weile, aber dann beginnen die Quadrate und Rechtecke zu schweben und bald zu tanzen. Das funktioniert durch die Farben, das Licht und die entsprechende Anordnung der Formen. Guy de Lussigny macht Flächenräume sichtbar, das wird besonders deutlich, wenn er etwa nur bei unterschiedlichen Orangetönen bleibt. Da ist Musik drin. Bis 30. November 2024 bei Gudrun Spielvogel, Maximilianstr. 45.
Courtesy Galerie Gudrun Spielvogel 5 Man braucht eine Weile, aber dann beginnen die Quadrate und Rechtecke zu schweben und bald zu tanzen. Das funktioniert durch die Farben, das Licht und die entsprechende Anordnung der Formen. Guy de Lussigny macht Flächenräume sichtbar, das wird besonders deutlich, wenn er etwa nur bei unterschiedlichen Orangetönen bleibt. Da ist Musik drin. Bis 30. November 2024 bei Gudrun Spielvogel, Maximilianstr. 45.
Was Florian Thomas auf die Leinwand bringt, scheint nur auf den ersten Blick klar zu sein. Fast möchte man das Wort fotorealistisch anführen, aber damit kommt man nicht weiter. Denn der Münchner Maler pendelt virtuos zwischen figürlichen und abstrakten Darstellungen, und weil das ja schon wieder zu eindeutig wäre, gibt es auch die Mischung von beidem. In der Galerie Wittenbrink sind neue Arbeiten unter dem Titel "Plus" zu sehen. Man kann das als zusätzlichen Wert betrachten - Kunst bereichert das Leben. Und Florian Thomas kreiert Bilder, die ein wohliges Wiedererkennen hervorrufen, aber doch Unbekanntes zeigen. Bis 31. Dezember 2024 bei Wittenbrink, Türkenstraße 16.
Florian Thomas / Galerie Wittenbrink 5 Was Florian Thomas auf die Leinwand bringt, scheint nur auf den ersten Blick klar zu sein. Fast möchte man das Wort fotorealistisch anführen, aber damit kommt man nicht weiter. Denn der Münchner Maler pendelt virtuos zwischen figürlichen und abstrakten Darstellungen, und weil das ja schon wieder zu eindeutig wäre, gibt es auch die Mischung von beidem. In der Galerie Wittenbrink sind neue Arbeiten unter dem Titel "Plus" zu sehen. Man kann das als zusätzlichen Wert betrachten - Kunst bereichert das Leben. Und Florian Thomas kreiert Bilder, die ein wohliges Wiedererkennen hervorrufen, aber doch Unbekanntes zeigen. Bis 31. Dezember 2024 bei Wittenbrink, Türkenstraße 16.
Vielleicht erinnern Sie sich noch an die Retrospektive Heidi Buchers im Haus der Kunst. Da hatte die Schweizer Künstlerin eine Ausstellung, die ziemlich unter die Haut drang. Es geht bei ihr ja auch ständig um Körperhüllen, also das, was uns schützt und bei Sensiblen zu durchlässig ist. Eine wie die 1993 gestorbene Bucher fehlt heute, schön also, dass man ihr jetzt wieder nachspüren kann. Bis 19.10. 2024 bei Jahn & Jahn, Baaderstraße 56 C.
the Estate of Heidi Bucher 5 Vielleicht erinnern Sie sich noch an die Retrospektive Heidi Buchers im Haus der Kunst. Da hatte die Schweizer Künstlerin eine Ausstellung, die ziemlich unter die Haut drang. Es geht bei ihr ja auch ständig um Körperhüllen, also das, was uns schützt und bei Sensiblen zu durchlässig ist. Eine wie die 1993 gestorbene Bucher fehlt heute, schön also, dass man ihr jetzt wieder nachspüren kann. Bis 19.10. 2024 bei Jahn & Jahn, Baaderstraße 56 C.

An Begrifflichkeiten sollte man sich nicht aufhängen. Was früher einfach und durchaus verständlich die Open Art war und ja noch ist, wird mittlerweile mit dem Zusatz Munich Gallery Weekend versehen. In Anlehnung an Berlin klingt das großstädtischer und sowieso internationaler. Bald wird München auch wieder Weltmetropole - nicht der Kultur, das macht Föjetonesen immer ein bisschen wehmütig, aber des Bieres.

Dabei kann man sich an der Kunst so schön berauschen, früher sogar bierzeltraufereimäßig auseinandersetzen, doch das ist lange vorbei. Gut natürlich, es werden schon wieder viel zu viele Köpfe eingeschlagen, und man möchte all die wahnsinnig gewordenen Kriegsführer und Säbelrassler in die famose HAP-Grieshaber-Ausstellung nach Murnau schicken. Der Holzschneider-Querulant von der Schwäbischen Alb lässt 1950 seine mit wenigen Linien umgesetzte "Koreanische Mutter " den Männern der Welt zurufen, "endlich auf friedliche, demokratische Weise die wirtschaftlichen Probleme" zu lösen.

Ab heute braucht man allerdings drei Tage lang keinen Schritt aus der Stadt tun, um sich anregen, inspirieren und auch unterhalten zu lassen. Muss man in München eigentlich nie, aber wenn im Doppel von Open Art und Various Others über 60 Galerien und Off spaces, dazu noch viele Museen und Sammlungen zum Kunstmarathon laden, ist das die Gelegenheit, so viel Sehenswertes präsentiert zu bekommen wie das ganze Jahr über nicht.

Die Galerien und auch einige öffentliche Häuser zeigen zum Start der neuen Saison eine Art Best of. Wobei das Kunstwochenende - das schon mal zum Vormerken - nächstes Jahr in den Sommer auf Anfang Juli vorgezogen wird.

Ein echtes Best of zum Start in die neue Saison

Und jetzt? Neben der Fülle gibt es die Gelegenheit, mit Künstlerinnen und Künstlern und überhaupt mit den Machern im Kunstbetrieb ins Gespräch zu kommen. Das ist oft genug aufschlussreich, und die Erfahrung sagt: Bildhauerinnen und Maler, Fotografen und Performerinnen sind meistens auskunftsfreudig. Die einfachsten Fragen führen oft zu den verrücktesten Unterhaltungen.

Wer seine Scheu nicht ganz überwinden kann und vielleicht lieber zuhört, hat die Möglichkeit, an geführten Rundgängen teilzunehmen - in der Regel Samstag und Sonntag in den jeweiligen Stadtvierteln. In den Galerien gibt es außerdem Vorträge und Künstlergespräche, zum Teil auch Musik.

Was der AZ-Redaktion bereits ins Auge sticht: Debora Schamoni zeigt Neues von Flaka Haliti, das ist herrlich hintersinnig und klug. Deshalb kann es kaum besser laufen für die Künstlerin aus Pristina, die längst in München sesshaft geworden ist und sich an alle Genres herantraut (bis 26. 10., Mauerkircherstraße 186 D).

Die Amerikanerin Sheila Hicks, Jahrgang 1934 (!), lässt bei Rüdiger Schöttle ihre knallbunten Wollknäuel rollen und natürlich auch anderes Textiles. Sie tritt in einen Dialog mit der Katinka Bock, die mit eher schwerem Material wie Kupfer und Bronze unterwegs ist (bis 16. 11., Amalienstraße 41 Rgb).

Quasi um die Ecke, bei Walter Storms, genießt Jean-Marc Bustamante einen umfassenden Auftritt. Bis 2016 hat er an der Münchner Kunstakademie gelehrt, war immer mal wieder zugegen, aber mit lauter neuen Arbeiten ist das jetzt eine echte Überraschung. Das Vegetative reizt den Franzosen nach wie vor, gerne farbintensiv. Er arbeitet auf einer Gipsgrundlage und bringt Malerei und Skulptur zusammen (bis 2.11., Schellingstraße 48).

Unter dem poetischen Titel "Carrying the Earth to the Sky" hat die Initiative Various Others auch in diesem Jahr ein sogenanntes "Special". 13 Künstlerinnen und Künstler sind vertreten, von Anna McCarty über Ju Young Kim bis zu Lukas Hoffmann. Voraussetzung: Sie müssen in München arbeiten. Das ist eine schöne Gelegenheit, eine junge hiesige Szene kennenzulernen (ab Samstag, bis 29. September, Schillerstraße 38).

Open Art Munich Gallery Weekend: Freitag, 6. September, 18 - 21, 7. und 8. September 2024 11 - 18 Uhr, Programm und Galerien-Booklet im pdf über openart-munich.de. 
Various Others: Freitag, 6. September, in der Regel ab 18 Uhr, Party ab 22 Uhr im Kunstverein, Galeriestraße 4, 7. September 12 bis 18 und 8. September, 12 bis 17 Uhr, Programm bis 15. September, Vernissagen und mehr auf variousothers.com oder über filter-munich.com

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