Kunstschau: Jugendstilwerke von Henry van de Velde
Nürnberg – Zur Auseinandersetzung mit Leben und Werk des Jugendstilkünstlers Henry van de Velde (1863-1957) lädt in den kommenden Monaten eine Ausstellung im Germanischen Nationalmuseum (GNM) in Nürnberg ein. Unter dem Motto „Der Alleskönner“ soll die an diesem Donnerstag (6. Dezember) öffnende Ausstellung vor allem die Vielseitigkeit des im belgischen Antwerpen geborenen Autodidakten verdeutlichen. „Van de Velde hat sich schon früh von der Kunst abgewandt und auf die Gestaltung des menschlichen Lebensumfeldes gesetzt“, betonte Ausstellungskuratorin Petra Krutisch am Dienstag.
Zu den 39 ausgestellten Arbeiten gehört daher auch van de Veldes bekanntestes Möbelstück, der „Sezessionsschreibtisch“ aus dem Jahr 1899. Die geschwungene Form erlaubt einen bequemen Zugriff auf alle auf der Tischplatte ausgebreiteten Utensilien – und betont damit die Rolle des Schreibtischs als Arbeitsplatz. Die im Jugendstil üblichen floralen Elemente und Rundungen nehmen dem Schreibtisch zugleich seine Wuchtigkeit. Der Schreibtisch war viele Jahre lang der Arbeitsplatz des Berliner Verlegers Ludwig Loeffler gewesen.
Zu sehen sind in der Sonderausstellung, die sich auf van de Veldes Schaffensperiode von 1899 bis 1906 konzentriert, außerdem Vasen, Tischdecken, Geschirr, Besteck, Tapeten, Bücher und Werbegrafik. Die Exponate stammen nach Krutischs Angaben ausnahmslos aus dem Depot des Germanischen Nationalmuseums; das hatte 1952 fast die gesamte Einrichtung Loefflers ankaufen können. „Damals hatten wir das noch relativ günstig bekommen, weil damals noch kein Mensch Jugendstil gesammelt hat“, erläuterte GNM-Direktor Ulrich Großmann.
Großmanns versteht die Ausstellung auch als „Appetitmacher“ auf die im Jahr 2013 in Weimar geplante umfassende Jugendstilausstellung im Rahmen des Van-de-Velde-Jahres. Man habe die Nürnberger Schau aber auch deshalb vorgezogen, weil einige Exponate – darunter auch der Schreibtisch – nach Weimar ausgeliehen werden sollen. Fotos und Dokumente sorgen dafür, dass sich auch der Besucher der Nürnberger Ausstellung ein Bild von der ganz frühen und ganz späten Schaffensphase von de Veldes machen könne. Eine Bildgalerie macht vor allem seine Bedeutung als Jugendstil-Architekt deutlich. Von van de Velde stammt etwa das Gebäude des Weimarer Nietzsche-Archivs.