Kreativlabor München: Eine kurze Verschnaufpause
Sieben Stunden saß Künstlerin Asta von Unger nervös vor ihrem Laptop, bis der Stadtrat endlich beim Punkt 14, der „Mietsituation Kreativlabor“, angelangt war.
Entschieden werden sollte nicht nur über ihre, sondern auch über die Zukunft von etwa 300 weiteren Künstlern des Kreativquartiers an der Dachauer und Schwere-Reiter-Straße. Zum 1. Januar wurden dort die alten Mietverträge gekündigt. In den neuen Verträgen verlangt die Vermieterin, die Münchner Gewerbehöfe (MGH), teils das Dreifache der alten Miete.
Jetzt können sie wenigstens ein bisschen durchschnaufen: Der Stadtrat hat beschlossen, für kulturell genutzte Flächen in den Atelierhäusern die Kaltmiete um 50 Prozent zu reduzieren - zumindest für 2026.
Wie ist das finanziell möglich? Das Geld kommt aus dem städtischen Haushalt. Dort stehen dem Kreativquartier seit vier Jahren 855.000 Euro zur Verfügung.
Die Stadt wolle nun Zeit gewinnen, um langfristigere Lösungen zu entwickeln, vermutet Asta von Unger. „Die Stadtratsentscheidung ist ein Etappenziel“, findet die 55-Jährige.
Das sehen die Grünen ähnlich: „Der städtische Kulturhaushalt, der ohnehin schon stark belastet ist, gerät noch mehr unter Druck.“ Die teuren Mieten würden so zur Normalität werden. Denn die Künstler werden nicht bei den Betriebskosten (fünf Euro pro Quadratmeter) und der Umsatzsteuer unterstützt.
Im Protokoll beauftragt der Stadtrat „alle Beteiligten“, eine „faire und leistungsgerechte Mietstruktur für alle Mieter zu erarbeiten“.
So ganz haben Asta von Unger und ihre Kollegen die Hoffnung auf eine langfristige Lösung nicht aufgegeben. Die Künstler haben sich nämlich juristische Beratung geholt. Das Ergebnis: Die Gemeindeordnung gestattet zum Zweck der Kulturförderung eine verbilligte Miete durch die städtische Tochtergesellschaft MGH.

Die Stadt müsse dies lediglich in Form einer Satzungsänderung anweisen. Damit könnte die MGH zu billigeren Preisen vermieten. Den neuen Mietvertrag hat Asta von Unger immer noch nicht unterschrieben - genau wie ein Großteil der 300 betroffenen Künstler.
Nichtsdestotrotz zahlen sie die erhöhten Mieten (bei von Unger von sieben Euro auf 18 Euro pro Quadratmeter gestiegen). „Eine vertragsfreie Zone“, nennt die Künstlerin das. Auch die Kaution von drei Monatsmieten, die bis Ende 2026 fällig ist, überweist sie erst einmal noch nicht. „Gerade verhandeln wir neue Konditionen“, so von Unger.
Im zweiten Quartal 2026 soll dem Stadtrat außerdem ein Gesamtkonzept zur Mietsituation im Kreativquartier vorgelegt werden. „So wird das Problem lediglich auf nach der Kommunalwahl verschoben“, heißt es in einer Pressemitteilung der Grünen.
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