In der Artothek gehen die Lichter aus - vorläufig
Eigentlich ist der Kehraus, nachdem der letzte Gast nach Hause torkelt, gar nicht glamourös - sondern anstrengende Schichtarbeit. Aber hier funkeln Besen, Müllsack und Tonne wie eine Diskokugel: „Streetlife“ heißt die Plastik von Torsten Mühlbach, die derzeit das Publikum im Bildersaal der Artothek empfängt.
Unter dem Titel „Geschliffen“ lädt die städtische Artothek, in der man sich Bilder fürs heimische Wohnzimmer ausleihen kann, jetzt zum „Finale grande“. Denn nach dieser Ausstellung gehen hier die Lichter aus. Am 31. Mai schließt der bisherige Standort in den Arkaden des Gsaenger-Traktes des Stadtmuseums. Am 1. Oktober eröffnet sie dann in der Burgstraße 4, neben dem Kulturreferat, den neuen Ausleihe- und Schauraum.
Zum Abschied hat Artothek-Leiterin Tina Hudelmaier Florian Froese-Peeck eingeladen, einen besonderen Rückblick zu inszenieren: Der Münchner Künstler hat die hohen Wände „in die Vergangenheit geschliffen“ - und Farbschichten aus über zwanzig Jahren Ausstellungsgestaltung freigelegt. Das faszinierende Ergebnis ist ein subtiles, vielfarbiges Wandrelief, dessen Schlieren und Schrunden sich wie ein riesiges Rohrschachbild darbieten.
Die Gegebenheiten des Raumes sichtbar machen
Ergänzt und überschrieben wird es punktuell durch zwei filigrane Papierarbeiten, die eine zart-plastisch (Patricia Wich), die andre aus hundert digitalen Übermalungen (Florian Lechner). Sabine Bretschneider wiederum überschreibt die Wand nebenan immer wieder neu mithilfe eines mechanischen Schreib-Apparates, Titel „Ursprung“.

Rasso Rottenfusser macht ebenfalls die praktischen Gegebenheiten des Raumes sichtbar: Er hat die Sperrholzplatte, die das rückseitige Fenster verschloss, herausgenommen und als Objekt-Installation nach vorn ins Fenster geholt. Sehr direkt mit dem Raum und seiner Begrenzung arbeitet auch Moritz Walser, der seine Fäuste in die Wand gehauen hat: Die Bronzeplatte mit den beiden Negativabdrücken steckt bündig im Putz.
Ein Hauch von Wehmut
Fragmentarisch Wesenhaftes findet man beim Duo Venske & Spänle. Die beiden schufen mit ihrem „Tubo“, einer liegenden Hybrid-Skulptur aus Marmor und Plastikschläuchen, ein amorph-technoides Mischwesen. Und die Bildhauerin Elke Härtel lässt einen weißen Elefantenrüssel aus Gips aus der Wand ragen, der auf eine ehemalige Wandmalerei mit Elefant zurückverweist - wer weiß, vielleicht steht ja irgendwann der ganze Elefant im Raum.

Ein wenig wehmütig ist der Abschied jedenfalls schon, der Bildersaal mit der großen Schaufensterfront hat räumliche Grandezza. Immerhin geht es voraussichtlich 2031 wieder zurück in den Schoß des bis dahin hoffentlich umgebauten Stadtmuseums, allerdings in den Trakt mit Front zum Sebastiansplatz. Nach der Party ist vor der Party.
Bis 30. Mai, Artothek (Rosental 16), Mi/Fr 14-18, Do 13-19, jeder 1. Sa im Monat 9.30-16 Uhr; 31. Mai, ab 18 Uhr Abschiedsfest
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