Kritik

"Griechische Tempel": eine Fotoausstellung in der Glyptothek

Edle Vielfalt, ruhige Größe: Die Fotoausstellung von Richard Berndt zeigt 23 heilige Orte der Antike in besonderer Form und Perspektive.
Adrian Prechtel
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Griechenland auf Sizilien: Der Heraklestempel in Agrigent wurde ungefähr 500 vor unserer Zeitrechnung errichtet.
Griechenland auf Sizilien: Der Heraklestempel in Agrigent wurde ungefähr 500 vor unserer Zeitrechnung errichtet. © Richard Berndt

Es gibt Schlüsselerlebnisse – gerade auch bei Künstlern. Zwar bezeichnet sich der Münchner Richard Berndt als Amateurfotograf – „weil ich die Fotografie liebe“. Aber wer in der Glyptothek vor seinen großformatigen, auf Aluminium aufgetragenen Fotografien (Aludibonds) steht, merkt, dass hier nicht nur Liebe zu diesen Ruinen im Raum steht, sondern auch eine große Professionalität. Es sind die ungewöhnlichen Blickwinkel, die Verweigerung der Gesamtansicht und des Postkartenmotivs. Aber genau in diesem matten Schimmer, der Schärfe und den vielen Schattierungen und Schattenspielen liegt eine kunstvolle Würde.

Unterm Himmel oder Zelt, im Sonnenstrahl oder LED-Licht

Vor acht Jahren stand Berndt, der jahrelang als Lehrer Schülerinnen und Schüler auf Studienfahrten nach Griechenland begleitet hatte, in der Glyptothek - gar nicht so sehr der antiken Statuen wegen. Es war eine Sonderausstellung, die ihn faszinierte: Ein Römer, Stefano Castellani, hatte seine Heimatstadt fotografiert: schwarz-weiß, leicht glänzend, immer im gleichen Format und steil nach oben, sodass es nicht um berühmte Fassaden ging, sondern um Formen, Architekturdetails und Himmel.

Das Erechtheion in Athen.
Das Erechtheion in Athen. © Richard Berndt

Richard Berndt ist daraufhin in sein Wohnmobil gestiegen und ist aufgebrochen in den italienischen Süden, weiter ging es - mit der Fähre - nach Griechenland. Berndt wusste, was er wollte: die Schönheit und Würde von 23 griechischen Tempeln ganz besonders zu Geltung zu bringen: aufragend, wie Skulpturen und immer im Spiel mit dem Himmel.

Auf einem Bild - es ist eine der Säulen des Apollontempels von Bassai auf der Peloponnes - ist man vom Weiß des Himmels irritiert, sieht dort plötzlich auch zarte Linien: „Es ist ein hohes Zeltdach“, erzählt Berndt: „Denn die porösen, 2450 Jahre alten Kalksteinquader und Steintrommeln werden gerade gegen die Witterung versiegelt.“

Der Poseidontempel am Kap von Sunion.
Der Poseidontempel am Kap von Sunion. © Richard Berndt

Ein Stil der Schärfe

Neben der Reise, den Eintrittsgeldern, der teuren Bearbeitung und großformatigen Reproduktion war eine Aufnahme richtig teuer: die vom Parthenon auf der Akropolis in Athen. Auf den ersten Blick wirkt es wie ein Negativ, auch weil der Himmel schwarz ist. Aber es ist wirklich eine Nachtaufnahme. „Ich hatte mit eine Genehmigung erkämpft und wurde mit einem Wächter nachts eingelassen. Die Tempel und Anlagen sind seit ein paar Jahren auch nicht mehr in ein gelbliches Scheinwerferlicht getaucht, sondern in hartes LED-Weiß“, erzählt Berndt. Für seinen Stil der Schärfe eine passende Illumination.

Richard Berndt selbst ist ein Typ ohne Pathos. Aber natürlich war es doch für ihn, den ehemaligen Lehrer eher nüchterner Materie wie Wirtschaft und Recht, ein extrem erhebender Moment: nachts, ganz allein - „der Wärter hatte mir gesagt, er setze sich am Eingang hin und wenn ich fertig sei, solle ich zu ihm zurückkommen“ - an einem der schönsten und wichtigsten Orte der Antike zu stehen - weit über der unruhigen Millionenmetropole Athen.

Thessalien, Delphi: Der Apollontempel.
Thessalien, Delphi: Der Apollontempel. © Richard Berndt

Anderen Aufnahmen merkt man die schöne Einsamkeit an, in der die Tempelanlagen oft auch stehen - wie der Aphaiatempel auf der Insel Ägina. Von hier, den zwei Giebelfeldern - stammen auch die berühmtesten Figuren der Glyptothek in München.

Warum hat man ihn, den Amateur, in diesem bedeutendem Museum ausstellen lassen, wo schon der Bildhauer Fritz Koenig oder auch der Popart-Meister Jim Dine sich mit den antiken Skulpturen gemessen hat. „Ich habe meine Bilder dem Direktor geschickt, ihn an die Rom-Ausstellung erinnert - und Florian Knauß hat einfach geantwortet: ,Ja, das passt. Das machen wir.’“

Blick auf die Glyptothek.
Blick auf die Glyptothek. © Antike am Königsplatz

Und jetzt hängen sie da und zeigen imposant und diskret zugleich heilige Orte der griechischen Antike an diesem schönen Münchner Ort, der selbst Hellas und Rom so wunderbar präsentiert.

Richard Berndt: „Griechische Tempel“, Glyptothek bis 7. Februar, Königsplatz, täglich außer montags, 6 Euro

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