Aufregung um entblößte Männer: Ausstellung spaltet die Wiener

Nackte Männer als Werbung für eine Ausstellung sorgen für Unruhe in Wien  
Sandra Walder |
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Nackte Männer als Werbung für eine Ausstellung sorgen für Unruhe in Wien

Drei Fußballer unterschiedlicher Herkunft stehen im Stadion, Konfetti prasselt auf sie, während im Hintergrund Fans jubeln: So weit, so unspektakulär, doch die Männer sind nackt. Das Plakat für die Ausstellung „nackte männer“ in Wien hat für großen Wirbel in der österreichischen Hauptstadt gesorgt. Die Anstoß erregenden Stellen auf den Plakaten sind in der Zwischenzeit überklebt worden.

„Es war keine billige Marketing-Strategie, aber natürlich wollten wir schon für Aufregung sorgen. Wir glauben, dass den Menschen auch die nackte Wahrheit zumutbar ist“, sagte der kaufmännische Direktor des Leopold Museums, Peter Weinhäupl, am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. Das etablierte Museum zeigt ab Freitag bis zum 28. Januar 2013 über 300 Exponate, die sich ausschließlich entblößten Männern widmen, und will dabei einen Bogen von 1800 bis in die heutige Zeit spannen.

Auf den Plakaten der französischen Künstler Pierre & Gilles wurde der Intimbereich der unbekleideten Fußballer in der Zwischenzeit mit roten Balken verdeckt. Viele Passanten hatten sich lautstark beschwert. Eine Passantin habe sogar gedroht, selbst zum Pinsel zu greifen und die männlichen Genitalien zu übermalen, meldete die österreichische Nachrichtenagentur APA.

Selbst in der digitalen Welt gab es Restriktionen: Facebook entfernte das Originalbild. „Es gibt eine andere Werbung in der Stadt, die für eine Ausstellung von Gustav Klimt wirbt. Die Frau ist dort nur mit einem Halsschmuck bekleidet und darüber regt sich niemand auf“, ärgerte sich der Leiter des Leopold Museums, Tobias Natter. Eine Schau über nackte Männer sei mehr als überfällig.

Kein Anstoß in der Alpenrepublik erregte eine andere Werbung des Museums. „Mr Big“, eine überlebensgroße, begehbare Skulptur, die sich im Adamskostüm vor dem belebten Eingang zum Museum befindet, wurde gelassen aufgenommen und dient häufig als Fotohintergrund.

Mit wesentlich weniger Aufregung geht die Ausstellung „Der nackte Mann“ im oberösterreichischen Linz über die Bühne. Die Zuständigen haben sich bewusst gegen Plakate mit komplett nackten Männern entschieden. „Wir wollen männliche Körper nicht genauso verfügbar machen wie es weibliche oft sind“, sagte die Direktorin des Lentos Kunstmuseums, Stella Rollig. Ziel sei es vielmehr, sich mit den Fragen der Geschlechterrollen in der heutigen Gesellschaft auseinanderzusetzen. Die Schau läuft vom 26. Oktober bis zum 17. Februar 2013.

„Ich musste feststellen, dass ganz nackte Männerkörper noch immer ein Tabu sind“, sagte Rollig. Die Aufregung kann Elisabeth Leopold nicht verstehen. Die 86-jährige Co-Kuratorin des Leopold Museums und Witwe des Gründers hat sich sehr für „nackte männer“ eingesetzt und sagte: „Ich bin eine Ärztin und habe 60 Jahre in einer Ehe gelebt, also erzählen Sie mir nicht, dass ich einen nackten Mann nicht anschauen darf.“

 

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