10 Marilyns kommen bei Ketterer unter den Hammer

Nach goldenen Klos sucht man vergeblich, eine elfenhafte Klimt-Schönheit steht auch nicht auf der Liste. Aber das kann Robert Ketterer leicht verschmerzen. Das absurd Explosive ist gefährlich und zuweilen mit Deals verbunden, die selbst die Kassen eines Auktionsgiganten nicht gar so laut klingeln lassen, wie man das vermuten darf. Millionenschweres hat das Münchner Haus dennoch im Angebot - und für die kommende 600. Versteigerung am 5. und 6. Dezember eine famose Reihe an Losen. Rekorde sind da auf jeden Fall drin.
Campbell‘s: Dosenfutter für die Wand

Das beginnt gleich mit der zehnfachen Marilyn Monroe. Andy Warhols Serigrafie-Folge aus dem Jahr 1967 liegt bei einem Schätzpreis zwischen 1,5 und 2,5 Millionen Euro. Denn dass ein solches Set vollständig ist, kommt nicht alle Tage vor. Nur zur Erinnerung: „Shot sage blue Marilyn“, das motivgleiche Siebdruck-Gemälde von 1964, kam vor drei Jahren für 160 Millionen Euro unter den Hammer. Das war bislang der Höchstzuschlag für einen Warhol. Ikonen haben eben ihren Preis, das betrifft genauso die berühmte Campbell’s Soup, die - ebenfalls mit zehn Blättern - auf rund 500.000 Euro taxiert wird.
Eine Bauchschläferin aus Bronze
Noch mehr Millionen gefällig? Die immerhin zweieinhalb Meter lange zwölfte Bronzedame von Thomas Schütte könnte zwischen einer und 1,5 Millionen oder mehr einbringen. Die Bauchschläferin stammt aus der Serie der auf dem Kunstmarkt begehrten „Bronzefrauen“. Und wenn es der Teufel will, geht außerdem ein „Concetto Spaziale“, also eine typische Leinwanddurchstoßung von Lucio Fontana für mehr als eine Million Euro weg.

Highlight mit zwei Seiten: Pechsteins „Inder und Frauenakt“
Ein Highlight in diesen Preisregionen ist sicher Max Pechsteins „Inder und Frauenakt“. Zwei bis drei Millionen Euro sind schon im Visier, das farbintensive Gemälde ist 1910 in der Brücke-Hochphase entstanden und bietet noch ein Früchtestillleben. Pechstein hat es vermutlich an Leinwänden gefehlt, die mit Farbe überstrichene interessantere Aktszene wurde tatsächlich erst 1989 bei genaueren Untersuchungen entdeckt. Und um gleich bei der Brücke zu bleiben: Von Ernst Ludwig Kirchner ist ein Leuchtturm hinter (einer) Bucht“ aus einer amerikanischen Privatsammlung mit einem Schätzpreis zwischen 700.000 und 900.000 Euro im Angebot. Er hat die Fehmarn-Landschaft 1912, im Jahr vor der Trennung der Künstlergruppe gemalt.

Mit dem Holzschnitt „Frauen am Potsdamer Platz“ von 1914 ist Kirchner zudem in einer potenten Sammlung aus Berlin vertreten. Die Noch-Eigentümer wollen nicht genannt werden, doch was sie zusammentragen, ist beeindruckend - ein herrliches Blatt von Paul Klees Tunisreise zum Beispiel - und manchmal ziemlich drastisch wie die Aquarelle, für die Georges Grosz und Otto Dix während der gar nicht so goldenen Zwanzigerjahre im Milieu der käuflichen Liebe recherchiert hatten.
Personalkarussell: Von Sotheby‘s zu Ketterer
Man müsste noch weitere der 300 Lose hervorheben, etwa einen schönen Campendonk von 1915 oder von Georg Kolbe die Frauenskulptur „Verlangen“. Mit Paula Modersohn Becker, Gabriele Münter (Leute beim Karteln), Katharina Grosse, Kunstmarktstar Martha Jungwirth und Karin Kneffel sind auch ein paar Frauen vertreten. Ohnehin kann Ketterer Kunst seit Jahren schon aus dem Vollen schöpfen und gleich noch Mitarbeiterinnen von der ganz großen Konkurrenz abwerben. Nach Nicola Gräfin Keglevich hat nun auch Eva Donnerhack von Sotheby’s ans Münchner Haus gewechselt.
Ketterer Kunst, Joseph-Wild-Straße 18. Vorbesichtigung noch am heutigen Dienstag, 2. Dezember, von 10 bis 18, am 3. Dezember bis 20 und am 4. Dezember 2025 bis 17 Uhr, www.kettererkunst.de