Künstler frühmorgens, Geschäftsmann bei Tag

Der Autor und Chef des Münchner Hanser Verlags, Michael Krüger, wird heute 65
von  Abendzeitung

Der Autor und Chef des Münchner Hanser Verlags, Michael Krüger, wird heute 65

Einen Tag, ohne ein Gedicht gelesen (oder geschrieben) zu haben, ist für Michael Krüger ein verlorener Tag, sagt er. Dabei hat der Chef der Münchner Hanser Verlagsgruppe eigentlich kaum Zeit, selbst Literatur zu produzieren. Frühmorgens schlüpft er in die Rolle des Autors, schreibt seine Betriebsglossen und Gedichte oder kürzt seine meist umfangreichen Romanmanuskripte auf Novellenlänge.

Doch Arbeitseifer allein erklärt nicht, wie Krüger „die wunderbare Zeitvermehrung“ bewerkstelligt, um die ihn selbst Oberbürgermeister Christian Ude in seinem Glückwunschschreiben beneidet. Schließlich ist Krüger ein unermüdlicher Motor in Münchens Literaturbetrieb, eloquenter Laudator und Podiumsteilnehmer, der die hohe Kunst beherrscht, noch die trübsten, kulturpessimistischsten Zukunftsprognosen mit seinem unermesslichen und unterhaltsamen Anekdotenschatz – nicht nur aus der legendären Ambacher Künstler-WG – abzufedern.

Seit 1986 ist Krüger literarischer Leiter des Münchner Hanser Verlags, seit knapp zehn Jahren dessen geschäftsführender Gesellschafter. Sein kontinuierliches Eintreten für zeitgenössische Literatur wurde im Jahr 2000 mit dem Ehrenpreis der Stadt München belohnt.

Der am 9. Dezember 1943 im sächsischen Wittgendorf Geborene, hat den Hanser Verlag mit Autoren wie Philip Roth, Milan Kundera, Umberto Eco, Botho Strauss, aber auch überraschenden Bestsellern wie Jostein Gaarders „Sofies Welt“ zu einer der führenden Adressen der Literatur gemacht. Doch Krüger weiß, dass man diesen Status als Verleger mit jedem Programm neu erkämpfen muss. Er hat häufig gegen die Schnelllebigkeit der Branche gewettert, die Bücher nach wenigen Wochen aus dem Regal verschwinden lässt. Seine Antwort darauf ist unverändert: Qualität.

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Als Geburtstagsgeschenk hat Hans Jürgen Balmes im Fischer Verlag ein Taschenbuch herausgegeben, das unter dem Titel „Schritte, Schatten, Tage, Grenzen“ (224 Seiten, 12 Euro) Michael Krügers Lyrik aus den letzten drei Jahrzehnten sammelt.

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