Kriminelle Überfrachtung

Es ist ja ganz fabelhaft, wie sich das Fernsehen dem Artenschutz widmet und uns mit der Handaufzucht kleiner Eisbären und anderer Jungtiere den zoologischen Alltag verschönt. Allerdings werden auch weniger schützenswerte Arten TV-begünstigt.
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Es ist ja ganz fabelhaft, wie sich das Fernsehen dem Artenschutz widmet und uns mit der Handaufzucht kleiner Eisbären und anderer Jungtiere den zoologischen Alltag verschönt. Allerdings werden auch weniger schützenswerte Arten TV-begünstigt.

Dazu gehört der karnevalistische Büttenredner von der Spezies „Typisch Kölsch“ und umliegender Ortschaften. In Mainz haben sie zwar noch ein paar vorzeigbare Rest-Polit-Exemplare, greifen aber auch schon auf degenerierte Witzeerzähler- Mumien zurück. Was bleibt da dem karnevalsgeschädigten und im Arm-und-Reich-Gefälle des Turbo-Kapitalismus zerriebenen Zuschauer im geballten Geistesausstoß der Spaßgesellschaft? Böse Erinnerungen – und eine lausige Programmpolitik.

SpiegelTV Dokumentation: 12 Jahre, 3 Monate, 9 Tage

Ein kleiner Intensiv-Kurs in Geschichte kann nie schaden. Die SpiegelTV-Dokumentation „12 Jahre, 3 Monate, 9 Tage“ (VOX), zumeist in der gezielt propagandistischen Selbstdarstellung eitler Führer- Gefolgschaft, entblößte nebenbei die pompöse Theatralik des Regimes, die – vom heutigen TV-Zeitalter aus gesehen – mit ihrem Schmierenkomödianten- Stil vor jeder modernen TV-Kamera zur Hintertreppen- Farce geschrumpft wäre (nur der kunstvolle Riefenstahl- Effekt sorgte für gekonnte Lügen).

Autor Michael Kloft setzte mit Wissenschaftlern ein NS-Ideologie-Porträt zusammen, das spätestens mit den Nürnberger Rassegesetzen als eine bizarre Projektion hybrider Herrenvolk- Wunschträume, erkennbar war, die es jedem, der nichts hatte als sein „Deutschtum“, erlaubten, sich besser zu fühlen als alle anderen. Selbsterhöhung durch Erniedrigung anderer – ein uralter Psycho- Trick als Grundlage für das Phänomen „Drittes Reich“.

Polizeiruf 110: "Geliebter Mörder"

Die fahrlässige Überfrachtung der Tatort- Krimis mit gängigen Tagesthemen tut dem Genre nicht gut: Sie entwerten einander in der allzu nahen Konkurrenz. Und da die Problematik des Umgangs mit Kinderschändern im letzten Kölner Tatortkrimi „Verdammt“ (mit den Kommissaren Ballauf & Schenk) besonders klug und schlüssig verarbeitet worden war, gerät nun der „Polizeiruf 110“ mit „Geliebter Mörder“ (Regie: Christiane Balthasar, ARD) mit der Hauptkommissarin Herz (Imogen Kogge) samt dem Polizeihauptmeister Krause (Horst Krause) leicht auf ein Nebengleis.

Das ist ungerecht – obwohl diese Variante von Pädophilen-Verdacht und atmosphärischen Ängsten im ländlichen Ambiente vergleichsweise farblos ist.

Ponkie

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