Kool Savas: Gruppenbild mit Technopiloten
„Urteil! Urteil!“ hallt es aus hunderten heiseren Kehlen. Doch Kool Savas hat seines längst gefällt. Er spielt den Song nicht, auch wenn er solche Zurufe „befürchtet hatte“.
München - Die treffsichere Abrechnung mit dem Ex-Partner Eko Fresh würde die versöhnliche Gemeinschaftsstimmung zerstören, die der sonst so harte Hund an diesem Abend verbreiten will. Denn Savas, der selbsternannte „King Of Rap“, hat im restlos ausverkauften Backstage Großes vor.
Er will mit „der Liga der außergewöhnlichen Mcees“ nicht nur eine mitreißende Jam-Session anzetteln, sondern auch ein Vorreiter für ähnliche Hiphop-Events in Deutschland sein. Doch das Konzept geht nicht ganz auf, was paradoxerweise auch an den Qualitäten des Reimemonsters mit der „weißen Haut und dem schwarzen Sound“ liegt.
Seinen Rap-Freunden lässt Savas viel Raum. Zuviel, wie sich bald zeigt. Denn auch wenn Essah, wie er liebevoll von seinen Fans gerufen wird, die vier Orsons aus ihrem „Winterschlaf“ holt, den schmächtigen Backpacker-Rapper Laas Unltd. abfeiert oder seinem Kumpel Olli Banyo die „Pistole“ ziehen lässt, so beweist das nur eins: Reimtechnisch ist der Mann mit der „Aura“ seinen doch arg gewöhnlichen Sprechgesangskumpanen weit voraus.
Und an diesem Urteil können auch all seine Anfeuerungen, die angenehm zurückhaltende Live-Band, sowie die beeindruckende Licht-Show nichts ändern. Auch tut sich Savas keinen Gefallen, zwischen den Songs immer wieder den debilen Erkan-und-Stefan-Nachahmer Buddy Ogün auftreten zu lassen.
Wenigstens fördern dessen unterirdische Einlagen („Ey, ich spiel’ Playstation ohne Controller“) die Sehnsucht nach hartem Hiphop. Und den liefert Savas besonders im Schlussteil der über zweistündigen Show. Mit dem „Technopiloten“ gelingt es ihm sogar, sein textsicheres Publikum „positiv zu vergewaltigen“, was frei übersetzt einfach eine kollektive Hüpf-Party bedeutet. Kuscheln konnte man ja auch schon lange genug bei den anderen Mcees.