Komisch und tragisch
Dialekt kann beides sein, sagt Regisseur Matthias Kiefersauer. Seine BR-Serie „Franzi“ startet am 27. Februar mit einer Doppelfolge um 21.45 Uhr. Das bayerische Drama "Baching" kommt am 12. März in die Kinos
Wie bringt man Freunden bei, dass da jemand schneller war als sie? „Ich weiß, dass mindestens drei befreundete Autoren am Thema ,Mittdreißiger auf dem Land’ gearbeitet haben, das lag in der Luft“, sagt Matthias Kiefersauer. Doch dann bekam er die „Franzi“- Bücher von Autor Peter Bradatsch auf den Tisch. „Also musste ich den anderen sagen: ,Ich werde jetzt diese bayerische Serie drehen.’“
In „Franzi“ geht es um eine Erdinger Clique (s. unten). Die eine kehrt in die Kleinstadt zurück, andere haben den Absprung nie geschafft. „Ab heut’ wird’s genommen, wie’s kommt! Hauptsache, es is Zukunft“, formuliert Franzi (Jule Ronstedt) das Motto. Zum Auftakt der siebenteiligen BR-Serie gibt’s heute eine Doppelfolge (21.45 Uhr), danach läuft sie freitags, 22.05 Uhr.
Mit „Franzi“ will der BR an die große Tradition der bayerischen Serien anknüpfen. „Ich bin mit Bogners ,Irgendwie und Sowieso’ groß geworden“, sagt Regisseur Kiefersauer, „habe sogar in einer Band gespielt, die nach Sir Quickley benannt war.“ Eine Serie für den BR zu machen, davon habe der 36-Jährige deshalb immer geträumt. „Wenn man die bayerische Serienkultur kennt, weiß man, was das für eine Riesenehre ist.“
Die bayerische Serienkultur hat der gebürtige Wolfratshausener nicht nur vor dem Fernsehgerät kennengelernt. Zwei Jahre lang hat er für Franz Xaver Bogners „Café Meineid“ geschrieben. Bogner war es auch, der Kiefersauer ermutigt hat, seine Geschichten im Dialekt spielen zu lassen. „Ohne Franz wäre ich wohl nie im Spielfilmbereich gelandet“, sagt Kiefersauer, der an der Münchner HFF Dokumentarfilm studiert hat und auch Bogner als Dozent hatte. „Ich hoffe, dass er ,Franzi’ jetzt mit einem gewissen Stolz anschaut und sich sagt: ,Dem hab’ ich aber viel beigebracht.’“
Das allerdings dürfte Bogner längst wissen. Kiefersausers Heimatkomödie „Das große Hobeditzn“ war 2007 auf dem Münchner Filmfest ein Publikumshit, lief dann im im BR. Sein Nachfolgefilm „Baching“, eigentlich auch für’s TV gedreht, überzeugte im vergangenen Jahr beim Filmfest so sehr, dass er jetzt ins Kino kommt. Am 12. März startet die Geschichte von Benedikt (Thomas Unger), der vor drei Jahren im betrunkenen Zustand die kleine Lena überfahren hat und in sein oberbayerisches Heimatdorf Baching zurückkehrt. Nicht jeder empfängt ihn mit offenen Armen. Michael Fitz und Marisa Burger spielen die Eltern der toten Lena, deren Ehe an der Tragödie zerbrochen ist.
„Ich bin gespannt wie ,Baching’ beim Publikum ankommt“, so Kiefersauer. „Dialekt wird ja immer mit Komik gleichgesetzt, dabei stimmt das nicht.“ Einen Film auf Hochdeutsch zu machen, könnte er sich auch vorstellen. „Es bahnt sich ein Projekt in Thüringen an, bei dem ich mein kulturelles Grundwissen nicht einbringen könnte“, sagt er. „Das würde mich reizen.“
Das Projekt, das im Sommer ansteht, wird allerdings in jedem Fall wieder ein bayerisches sein – und komisch: sieben neue Folgen „Franzi“ werden ab Juni gedreht. „BR-Unterhaltungschef Thomas Jansing kam in den Schneideraum als die Serie noch gar nicht fertig war“, sagt Kiefersauer. Doch was Jansing sah, scheint ihn überzeugt zu haben. Denn bevor er wieder ging, sagte er: „Ich bestelle nach.“
Angelika Kahl
Rastlos in Erding
Eigentlich wollte Franzi (Jule Ronstedt) ja mit ihrem Verlobten nach China ziehen. Doch kurz vor dem geplanten Abflug betrügt der sie mit einer Chinesin. Die Mitdreißigerin flüchtet in ihrem roten Mini und landet ausgerechnet in ihrer Heimatstadt Erding.
So wirklich scheint dort aber keiner auf sie gewartet zu haben. Ihre Mutter Traudl (Gisela Schneeberger) ist mit dem jungen Liebhaber Hakan (Ercan Karacayli), kaum älter als Franzi, schwer beschäftigt. Die beste Freundin Sandra (Kathrin von Steinburg) hilft ihrem Robert (Stephan Zinner) gerade bei der Eröffnung eines Druckerpatronenladens. Und selbst Werner (Sebastian Bezzel), Franzis alte Jugendliebe, hat genug mit sich selbst zu tun: Vor kurzem hat er den Familien-Betrieb, ein arg verstaubtes Modehaus, geerbt, samt den alten Verkäuferinnen mit ihrem möderischen Geschmack. Und wie soll er jetzt mit Franzis Rückkher umgehen? Wirklich verbergen kann er es jedenfalls nicht, dass er sich darüber sehr freut.
Und selbst Werner (Sebastian Bezzel), Franzis alte Jugendliebe, hat genug mit sich selbst zu tun: Vor kurzem hat er den Familien-Betrieb, ein arg verstaubtes Modehaus, geerbt, samt den alten Verkäuferinnen mit ihrem möderischen Geschmack. Und wie soll er jetzt mit Franzis Rückkher umgehen? Wirklich verbergen kann er es jedenfalls nicht, dass er sich darüber sehr freut.
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