Komik auf der Treppe

Die Uraufführung von René Polleschs „Ping Pong d’amour“ in den Kammerspielen
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Die Uraufführung von René Polleschs „Ping Pong d’amour“ in den Kammerspielen

Ein echtes Knallbonbon hat der Autor und Regisseur René Pollesch den Kammerspielen mit seiner Uraufführung „Ping Pong d’amour“ beschert. Wie immer beim 46-jährigen Guru des verpopten Diskurs-Theaters hat man keine Ahnung, worum es eigentlich geht. Aber diesmal kann man sich dank der wunderbaren Schauspieler Martin Wuttke, Bernd Moss und Katja Bürkle dabei prächtig amüsieren. Viel Gelächter und nach 80 Minuten animierter Premierenbeifall.

Hollywood grüßt mit Kitsch, Trash und Glamour: Die Bühne von Janina Audick, eine Art schickes Hotelzimmer, wartet mit geschwungener Treppe, Balkon, Solarliege hinterm Kamingitter und hochfahrbarer Badewanne auf. Aber eigentlich ist sie ein Theater, in dem drei Schauspieler mit schwarzen Zorro-Augenmasken über ihren freien Abend diskutieren. Sie propagieren wie der Philosoph Boris Groys die Unsterblichkeit der Körper, predigen gegen die Seelen toter Autoren auf der Bühne und das Primat des Textes, der den Schauspieler versklavt, entdecken dank Darwins Evolutionstheorie die Einzigartigkeit jedes Wesens. Um Liebe geht es in „Ping Pong d’amour“ zuallerletzt: „Liebe besteht darin, etwas zu geben, was man nicht hat, und zwar jemandem, der es nicht will“, sagt Wuttke. Punktum. Man zitiert Versatzstücke aus der Boulevard-Komödie „Boeing Boeing“ und einen Sprachfehler aus „Pension Schöller“, Katja Bürkle wechselt im Minutentakt die Kleider (Kostüme: Tabea Braun).

Inhalt spielt keine Rolle

In mitreißende Spiellaune entfachen die drei ein Feuerwerk komischer und absurder Einfälle. Wuttke zelebriert die Kunst des Fallens, Moss macht aus dem Aufhängen eines Bildes einen grandiosen Slapstick, Bürkle betreibt Gymnastik in der Wanne oder schwingt Bänder wie Lassos, und gemeinsam schreiten sie immer wieder feierlich die Treppe hinunter, die sie vorher hinaufgestolpert sind. Den quietschbunten Kostümkarneval überzuckern Popsongs und alte Hollywood-Schlager.

Es gibt keine Handlung, ständig beginnen in rasendem Sprechtempo neue Diskurse oder alte werden zu Running Gags. Die Diskrepanz zwischen Aussage-Pathos und hochpräziser Comic-Spielweise sorgt für zusätzlichen Witz, aber der Inhalt spielt bei der Fülle optischer Überraschungen ohnehin keine Rolle.

Gabriella Lorenz

Kammerspiele, 21., 24. Feb., 20 Uhr, Tel.23396600

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