Kölsches Familientreffen
BAP mit der „Sommernachtstour“ auf dem Tollwood. Das ist drei Stunden lange Spielfreude. Klaus Voormann überrascht als Gast-Bassist, und am Ende summen die Fans einen Karnevals-Hit.
Habt ihr ein bisschen Zeit – so anderthalb Stündchen?“, fragt der Sänger nach dem ersten Stück, das Publikum johlt, und jeder weiß: Jetzt wird das Tollwood-Zelt kochen – gut drei Stunden lang. Drunter macht es BAP einfach nicht.
Wolfgang Niedecken in München, das hat ja etwas von Familientreffen – nicht nur, weil der Kölner Sänger seine Frau, die aus Niederbayern stammt, und seine beiden Töchter mitgebracht hat, die besser bairisch sprechen als kölsch. Die Münchner BAP-Gemeinde wird zwar im Laufe der Jahre nicht jünger, im Laufe des Abends aber immer stimmgewaltiger.
„Prima, dass ihr uns seit über 30 Jahren das Gefühl gebt, ihr würdet auch nur ein Wort von dem verstehen, was wir singen“, sagt der BAP-Frontmann nach dem ersten Zugabenblock. Zwar geht es bei Niedecken ja sehr um die Texte, viel mehr aber noch um ein Gefühl, das verbindet.
Dabei ist es keineswegs so, dass hier seit 35 Jahren eine Wiederholungsschleife abgespielt wird. Gerade diese „Sommernachtstour“ zeigt, wie sehr sich BAP auch nach drei Jahrzehnten voller Spielfreude weiterentwickelt – selbst wenn sie Anleihen in den 70ern machen. Neben der zauberhaften Geigerin Anne de Wolff ist diesmal der legendäre Klaus Voormann (71), Designer der Beatles-Cover, einst Bassist bei Manfred Mann, als Gastmusiker dabei, mit dem Niedecken den Klassiker „Mighty Quinn“ einkölscht.
Der Abend endet, wie er begonnen hat: Mit Willi Ostermann, einem Kölner Mundartkomponisten, und dessen Karnevalsschlager „Heimweh nach Köln“. Am Ende summen ein paar Tausend Münchner „Ich mösch ze Foß noh Kölle jonn“ – kölschbesoffen vor Glück.
Gunnar Jans
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