Knuddeln war gestern

In „Ted” muss sich Mark Wahlberg zwischen einem Teddy und seiner Freundin entscheiden
von  Florian Koch

Er ist flauschig, süß und widerspricht nicht – so einen Teddy hat doch jeder gern, oder? Nicht, wenn er auf den Namen Ted hört, und von Seth MacFarlane erfunden wurde. Der Macher von „Family Guy” hatte die zündende Idee, einfach alle Kuscheltier-Klischees ins Gegenteil zu verdrehen – und landete damit den US-Komödienhit des Jahres.

John wird von seinen Schulkameraden fies gehänselt. Umso wichtiger ist ihm der Bezug zu seinem Teddy, dem er alles erzählen kann. An Weihnachten schwört er ihm ewige Freundschaft – ohne zu wissen, was das wirklich bedeutet. Denn Ted wird lebendig, und weicht John, mittlerweile gespielt von Mark Wahlberg, auch bis Mitte 30 nicht mehr von der Seite.

MacFarlane erzählt die Kuscheltier-Freundschaft bewusst süßlich mit märchenhaft-kitschiger Musik, um dann umso konsequenter den Tonfall zu ändern. Denn Ted ist kein niedliches Bärchen, sondern ein ewig pubertierender Problembär mit einer Vorliebe für Drogen, Alkohol und Sex. Außerdem ist die perfekt computeranimierte Tier-Version von Stifler aus „American Pie” kein Fantasywesen, das nur von John wahrgenommen werden kann.

Ted kennt dank zahlreicher Talkshowauftritte die ganze Welt – ein kluger Einfall, denn dadurch wird der Petz-Proll zum „normalen” Teil des Filmuniversums. Doch so krass die Vulgär-Attacken des Party-Bären auch ausfallen – bei einem Wahrheit- oder Pflicht-Spiel kackt eine Ted-Bekanntschaft in Johns Wohnung – so bieder ist das Thema des anspielungsreichen Films. Ted steht stellvertretend für den Kumpel aus der Vergangenheit, mit dem man zwar auf die Kacke hauen kann, aber der einen auch am „Erwachsenwerden” hindert. Im Klartext heißt das, dass Johns heiratswillige Freundin Lori (Mila Kunis) ihn vor die Wahl stellt: „Der Bär oder ich”. Immerhin findet die zu Recht erst ab 16 Jahren freigegebene Komödie für dieses Problem eine harmonisch-fusselfreie Lösung.

Kino: Cinema (OV), CinemaxX, Leopold, Mathäser, Museum Lichtspiele (OV), Royal
R: Seth MacFarlane (USA, 106 Min.)

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