Kluftinger ermittelt auf Agatha Christies Spuren

Der Allgäuer Kommissar ist zurück. In seinem fünften Fall „Rauhnacht“ verwickeln ihn die Autoren Volker Klüpfel und Michael Kobr in eine klassische britische Kriminalgeschichte
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Der Allgäuer Kommissar ist zurück. In seinem fünften Fall „Rauhnacht“ verwickeln ihn die Autoren Volker Klüpfel und Michael Kobr in eine klassische britische Kriminalgeschichte

Priml, ausgerechnet mit dem „G’scheithafa“ Doktor Langhammer sitzen die Kluftingers in einem eingeschneiten Allgäuer Berghotel fest – völlig abgeschnitten von der Außenwelt. Da hilft es auch nicht, dass sich die Hotelmanagerin ein „Mordsspiel“ ausgedacht und Kommissar Kluftinger für die Rolle des Hercule Poirot auserkoren hat. Es geschieht nämlich bald ein echter Mord. Täter kann nur einer aus dem Hotel sein, und Kluftinger ist ganz auf sich allein gestellt. Naja fast, denn Erzfeind Langhammer mischt bei den Ermittlungen natürlich kräftig mit.

„Rauhnacht“ ist der fünfte Fall mit dem kauzigen Kommissar Kluftinger, für den alles priml ist, was er gar nicht prima findet. Und prima findet er eigentlich nur Kässpatzn mit ganz viel Zwiebeln, seine Frau Erika und deren Zwetschgendatschi. Und seine Heimat natürlich, das Allgäu, wo es sich so prima gemütlich leben ließe, wenn nicht gerade Langhammer, der Mann von Erikas bester Freundin nervt, oder ein Mordfall aufgeklärt werden muss.

Mit ihren Allgäu-Krimis gehören die Memminger Volker Klüpfel und Michael Kobr zu den erfolgreichsten Krimi-Autoren Deutschlands. Die Gesamtauflage der ersten vier Bände liegt bei 1,8 Millionen, und nicht nur in Bayern finden sich Fans, auch im hohen Norden liebt man den altmodischen Ermittler in Kniebundhosen mittlerweile. Das Duo schreibt seine Bücher auf Hochdeutsch, aber angereichert mit jeder Menge allgäuer Lokalkolorit.

Am Anfang war "Milchgeld"

Der 37-jährige Journalist Klüpfel und der 35-jährige Realschullehrer Kobr kennen sich bereits aus der Schulzeit. Vor fünf Jahren erschien ihr erster Kluftinger-Fall „Milchgeld“ und mit jedem Krimi wurden sie besser und bekannter. Sie schreiben gemeinsam, streiten und finden Kompromisse. Heraus kommen dabei Krimis, die spannend sind und lustig. Aus dem zweiten Kluftinger-Fall wurde jetzt sogar ein TV-Film: „Erntedank“ läuft am 26. September im BR.

Die Hauptrolle im Film spielt Herbert Knaup, der für die Kommissaren-Rolle extra zwölf Kilo zugelegt hat. Ganz so g’wampert wie der Original-Kluftinger ist er zwar auch damit nicht – aber eine Idealbesetzung. Knaup stammt aus dem Allgäu – und das ist in der TV-Version deutlich zu hören. Kluftis Verschrobenheit und Sturheit erweckt er zum Leben, als wär ihm die Rolle auf den Leib geschrieben.

Auch in „Rauhnacht“ geht’s wieder wunderbar verschroben zu. Die Zwangsgemeinschaft mit Langhammer treibt Kluftinger fast in den Wahnsinn, auch wenn er sich – natürlich sehr widerwärtig – eingestehen muss, dass der Arzt durchaus auch eine Hilfe ist. Wenn der ihn nur nicht mit seinem laienhaften Krimiwissen, seinen überflüssigen Anglizismen und den Verdächtigungen gegen jeden, aber auch jeden, Hotelgast nervte.

Fast jeder kann es gewesen sein

Tatsächlich haben fast alle ein Mordmotiv – wie im „Orientexpress“. Und wie im Agatha-Christie-Krimi liegt in „Rauhnacht“ das Opfer hinter einer von innen verschlossenen Tür. Kluftinger ist aber nicht nur mindestens so eigenwillig wie Hercule Poirot, sondern auch so schlau.

Zeitgleich zum Buch erscheint heute auch das Hörbuch, gelesen von den beiden Autoren. Auf vier CDs gibt’s eine gekürzte Fassung. Hörenswert ist sie, weil Kobr und Klüpfel ihre Figuren mit verstellter Stimme und unterschiedlichen Dialektfärbungen abwechselnd interpretieren, auch wenn man ihnen die fehlende Sprecherausbildung anmerkt. Schade ist allerdings, dass durch Kürzungen viele von Kluftingers Skurrilitäten auf der Strecke bleiben. Wie er im Hotel nicht nur alle Seifen- und Cremeproben einpackt, sondern auch den Flaschenöffner, damit Erika sich nicht am teuren Orangensaft der Minibar bedienen kann, gibt’s nur im Buch. Typisch Klufti, der Orangensaft wäre gratis, hat das Hotel das Ehepaar doch für den gesamten Aufenthalt eingeladen.

Angelika Kahl

Volker Klüpfel & Michael Kobr: „Rauhnacht“ (Piper, 362 Seiten, 17.95 ); das Hörbuch erscheint bei Hörbuch Hamburg

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